Niederösterreichs Landeshauptmann könnte mit einem Antreten gegen Heinz Fischer bei der kommenden Wahl des Bundespräsidenten alles vermasseln - egal, ob er dabei gewinnt oder verliert.
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Was wollen die Prölls? Josef könnte Bundeskanzler werden. Aber Erwin könnte für ihn, sich selbst, die ÖVP (und Österreich) alles vermasseln. Tritt er wirklich gegen Heinz Fischer an, so wird er wohl (trotz Unterstützung durch Hans Dichand) selbst bei gutem Abschneiden fast sicher verlieren. Damit hätte Erwin Pröll (und letztlich auch Dichand selbst) viel an Nimbus verloren, Niederösterreich keinen souveränen Landeshauptmann mehr, die ÖVP Heinz Fischer (und den Regierungspartner) gegen sich aufgebracht . . .
Vielleicht möchte Erwin Pröll allerdings - ganz im Gegenteil - nur den Namen seiner Familie pflegen: Mit einer Kandidatur kokettieren, um sich selbst im Gespräch zu halten, Verhandlungsmasse aufzubauen, die Beziehung zur "Krone" zu intensivieren - und damit letztlich sogar günstige Voraussetzungen für eine Kanzlerschaft seines Neffen zu schaffen? (Man könnte natürlich eine Kandidatur eventuell auch im Tausch gegen einen anderen Posten, wie etwa den EU-Kommissar, wieder zurückziehen - sofern die SPÖ doch noch Schwierigkeiten machen sollte. Und bei einem Verzicht zu Gunsten Heinz Fischers hätte es dieser sicher auch schwerer, Josef Pröll bei einer Regierungsbildung zu übergehen.)
Sollte Erwin Pröll andererseits wirklich, wider Erwarten, zum Präsidenten gewählt werden, dann hätte er nicht unbedingt einen besseren Job als bisher - der ÖVP könnte dadurch jedoch das Kanzleramt wieder auf längere Zeit verwehrt bleiben. Seinem Neffen täte er jedenfalls keinen Gefallen, denn zwei Prölls an der Staatsspitze wünscht sich wohl nicht einmal Hans Dichand wirklich.
Und sollte das noch viel Unwahrscheinlichere eintreten, indem tatsächlich beide Prölls von den Österreichern gewählt werden, so erwiesen diese dem Land (und die Wähler sich selbst) damit auch keinen guten Dienst. Es sähe dann eher ein wenig nach Bananenrepublik aus.
Da war vielleicht sogar Jörg Haiders Idee eleganter, die beiden Ämter gleich zusammenzulegen. (Doch als Präsident könnte Erwin Pröll vielleicht die Abschaffung der Landeshauptleute propagieren - oder besser gar des Finanzausgleiches? Aber spätestens hier hört sich der Spaß wohl wirklich auf.) Und außerdem passt ja Heinz Fischer eigentlich sehr gut zum gegenwärtigen Österreich . . .
Besser wäre dann vielleicht noch die Kandidatur einer möglichst parteiunabhängigen Persönlichkeit, die zwar gegen Heinz Fischer auch kaum Chancen hätte - wenigstens jedoch jene Themen ansprechen könnte, die wirklich brennend sind.
Es könnte eine Symbolkandidatur sein - getragen von konservativen, liberalen, aber auch grünen Kräften, die eine grundlegende Veränderung Österreichs für unumgänglich halten. Das wäre einmal ein sinnvoller Anlass für ein Personenkomitee! Entweder könnte dann der Kandidat aus der eigenen Mitte erkoren - oder gemeinsam eine andere Persönlichkeit gesucht werden. Jemand mit Mut, Augenmaß und Wahrhaftigkeit - speziell bezüglich der wirklich vorrangigen Fragen und Probleme. Wer meldet sich, wer schlägt jemanden vor? (Im Falle eines Achtungserfolges, wäre sogar an die Gründung einer Reformpartei nach der Wahl zu denken. Die Zeit wäre jedenfalls reif dafür.)