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Eine Kerze gegen IS

Von Arian Faal

Politik

Und es bewegt sich doch, das Abdullah-Zentrum - mit einer "Wiener Deklaration gegen Gewalt im Namen der Religion".


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Wien. Das Wiener Nobelhotel Hilton stand am Dienstag und Mittwoch ganz im Zeichen des umstrittenen Abdullah-Dialogzentrums (Kaiciid). Mittels einer pompösen Veranstaltung wollte sich das Institut gegen Vorwürfe wehren, dass es gegen den Terrorismus nichts tue.

Wochenlang stand das Abdullah-Dialogzentrum, das im noblen Wiener Innenstadtpalais Sturany am Schottenring beheimatet ist, im Fokus der Kritik. Einerseits dadurch, dass es seit seinem Bestehen im November 2012 als internationale Organisation zu wenig getan habe gegen den Terrorismus und für die Förderung des Dialogs, und andererseits, weil die stellvertretende Generalsekretärin, Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, in einem "profil"-Interview meinte, "in Saudi-Arabien werde nicht jeden Freitag geköpft". Das erhitzte die Gemüter in Österreich.

Bandion-Ortner war weder am Dienstag noch am Mittwoch bei der Konferenz anwesend. Ob freiwillig oder auf Wunsch ihrer Arbeitgeber, blieb offen. Sie sei vollkommen involviert in die Konferenz, versicherten die Veranstalter. Auch Gerüchte über einen baldigen Rückzug der ehemaligen Ministerin von ihrer Funktion wurden sofort dementiert.

Noch zwei Jahre Bandion

"Diese Behauptungen sind vollkommen aus der Luft gegriffen. Es gibt keine personellen Diskussionen. Sie hat ihr Mandat im November 2012 angetreten und ihr Vertrag gilt vier Jahre", meinte Pressechef Peter Kaiser vom Kaiciid.

Bei der Konferenz nahmen laut seinen Angaben rund 80 Personen am Dienstag und rund 200 am Mittwoch teil. Die Veranstalter schwiegen sich zwar über die Kosten aus, doch wie die "Wiener Zeitung" erfuhr, überschritten die Kosten auch heuer wieder die 200.000-Euro-Grenze.

Eines wurde bei den Plenarsitzungen mit den mehreren extra angereisten religiösen und politischen Führern sichtbar: Das Kaiciid startete nach einer langen Durststrecke den Versuch, sich als Vermittler zu etablieren. Als Hauptthema dienten der internationale Terrorismus und die Ablehnung der Gewalt im Namen der Religion, mit einem Wort: die Terrororganisation IS.

Auf die Frage, ob das Kaiciid seiner Rolle als Dialogzentrum gerecht werde, meinte ein Mitglied des Kaiciid-Bords, Chefrabbi David Rosen: "Wissen Sie, das Kaiciid wurde von Österreich, Spanien, Saudi-Arabien und mit der Unterstützung des Vatikans gegründet, um den Dialog zu forcieren. Wenn mich jemand als Mitglied des Boards fragt, ob ich für den Dialog genug tue, würde ich sagen, dass wir nie genug für den Dialog tun können", so Rosen, der auch nichts von einer Schließung des Instituts 2017 wissen will. Davon berichtete "profil". Wenn dem aber so sei, wäre es ein "großer Verlust für Wien und Österreich".

Der Terrorismus und IS seien schlechte Dinge und man sollte sich fragen, was man gegen schlechte Dinge tun könne, und die Antwort könne nur lauten, dass man versuchen müsse, sie mit guten zu beantworten.

Dass Saudi-Arabien das Institut finanziert und dort die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, findet der Chefrabbi schrecklich, aber es sei nicht Aufgabe der Boardmitglieder, über die Gründungsländer zu richten und zu urteilen. "Schauen Sie, ich war der erste israelische Rabbi, der von König Abdullah empfangen wurde, und er sagte uns, dass die Religionen mehr zum gegenseitigen Respekt beitragen sollten. Das ist gutzuheißen", so Rosen weiter.

Egal, woher das Gute kommt

Es sei aber dennoch richtig, dass Abdullah und er unterschiedliche Kulturen und eine andere Geschichte hätten. Trotzdem sei ihm dieses positive Gefühl in Erinnerung geblieben.

"Wenn jemand etwas Gutes machen möchte, solltest Du ihm nie sagen, dass Du nicht gut genug dafür bist", so seine Nachricht an die Kritiker in Bezug auf Saudi-Arabien. Jeder demokratieliebende Mensch müsse sich über solche positiven Initiativen freuen. Im Endeffekt sei nur wichtig, dass es positive Ergebnisse gebe.

Rosen wollte aber auch nicht unerwähnt lassen, warum nicht bei allen Ländern gleich heftig kritisiert werde: "Wenn ich ein Geschäftsmann wäre, der mit China Geschäfte macht, würde mich dann jemand fragen wegen der Menschenrechtsverletzungen in China?", möchte er wissen. Hier werde mit zweierlei Maß gemessen. Das Kaiciid jedenfalls zünde im "dunklen Tunnel des IS eine Kerze an und dies sei wichtig".

Deklaration

Bei der vom Kaiciid Dialogzentrum in Wien veranstalteten Konferenz "United against Violence in the Name of Religion" verabschiedeten Religionsführer der sunnitischen, schiitischen, christlichen, mandäischen und jesidischen Gemeinden des Mittleren Ostens zum ersten Mal eine gemeinsame Deklaration gegen Gewalt im Namen der Religion. Gemeinsam verurteilten die Religionsführer "die Anmaßung von Gruppen wie Isis, ihr Handeln mit den Lehren des Islam zu rechtfertigen". Sie betonten außerdem die Religionsfreiheit in den umkämpften Gebieten in Nordsyrien und Irak.