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Eine kurvige Argumentation

Von Christina Böck

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"Man sagt nicht dick! Man sagt stattlich", hat einmal eine weise Kindergärtnerin ihren gerade einmal vierjährigen Schützlingen beigebracht. Man kann nicht früh genug anfangen, sich höflich auszudrücken. Im Englischen lautet der derzeitige Mode-Euphemismus im Leibesfülle-Bereich "curvy", also kurvig. Nur auf der Bilderteil-Plattform Instagram nicht. Da wurde der Begriff jetzt nämlich verboten. Hat da jemand etwas gegen zu viel Busen und zu viel Po? Und zuviel in der Mitte dazwischen? Nein, sagt Instagram. Es würden zu viele Nacktfotos mit diesem Hashtag versehen werden, deswegen wurde er als Suchbegriff gesperrt.

Seit einiger Zeit sind aber kurvige Bloggerinnen und Plus-Size-Models sehr aktiv in den sozialen Medien. Sie nützen diese Form der Öffentlichkeit, um die gängigen Schönheitsideale aufzumischen. Angezogen. Sie sind naturgemäß nicht sehr erbaut über diesen Eingriff. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass Instagram etwas willkürliche Zensur vorgeworfen wird. Popstar Rihanna wurde etwa auf mehrmonatige Zwangspause geschickt, weil sie zu offenherzige Fotos gepostet hatte. Es folgte ehrgeiziger "Free the Nipple"-Aktivismus von prominenten Damen, der unter anderem darauf hinwies, dass man doch, wenn man so gegen das Abbilden von Brustwarzen sei, das doch wenigstens geschlechterübergreifend anwenden solle.

Wenn man übrigens, wie es das Onlinemagazin "Buzzfeed" ausprobiert hat, Suchbegriffe wie "Dildo" oder "Bitch" bei Instagram eingibt, wird man durchaus fündig. Wie kurvig diese Bilder sind, kann aus Anstandsgründen hier nicht erörtert werden.