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Nicht nur die Lebensansichten der Menschen sind verschieden, ihre Todesvorstellungen sind es auch. Da nun die beiden, man muss sagen: naturgemäß, in einer fruchtbaren Wechselbeziehung zueinander stehen, beeinflussen diese Vorstellungen jene Ansichten, zum Beispiel in Gestalt des auch hierzulande so verbreiteten wie innigen Wunsches nach einer "schönen Leich'".
Als ruchbar wurde, dass der "Große Preis von Österreich", nämlich das Formel-1-Rennen bei Spielberg, heuer zum letzten Mal stattfinden würde (Todesursache: die Geldgier eines Ausländers namens Bernie Ecclestone), entschloss sich die Sportredaktion des ORF (bekanntlich ein Hort kulturbeflissener Halbamateure mit provinzieller Herzensbildung), ein großes Staatsbegräbnis erster Klasse zu veranstalten.
Schon am Freitag ging's los mit - alles live! - dem "freien Training" (10.50 Uhr), dem "Qualifikationstraining" (13.45 Uhr) und dem "A1-Ring-Studio" (18.30 Uhr); am Samstag folgte - live! - eine todlangweilige Kopie des Vortagsprogramms; am Sonntag aber dröhnte, heulte, brüllte und prüllerte es dann auf ORF 1, dass einem sterbensübel werden konnte. 11 Uhr: "A1-Ring-Drivers-Meeting"; 11.40 Uhr: "A1-
Ring-Rahmenbewerbe Formel 3000"; 11.55 Uhr: "A1-Ring-Porsche-Supercup"; 12.40 Uhr: live! "Großer Preis von Österreich vom A1-Ring"; 18.30 Uhr: "Sport am Sonntag" mit GP von Österreich. Und wer damit noch nicht genug hatte, konnte am Montagmorgen um 3.30 Uhr eine Wiederholung des gesamten Rennens sehen. - In diesem Sinne: Großer Preis von Österreich, ruhe sanft.