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Der gute Tod überhöht ein Leben zur Legende. Davon war man schon in der Antike überzeugt und stürzte sich ins Schwert oder schnitt sich im warmen Bad im Beisein von Familie und Freunden die Pulsadern auf. Heute ist das anders? - Keineswegs: Der Unterschied zwischen einem Calvin Coolidge und einem John F. Kennedy liegt in den tödlichen Schüssen von Dallas, der Unterschied zwischen einer Marilyn Monroe und einer Tippi Hedren in einer Überdosis Nembutal, der Unterschied zwischen einer Ingeborg Bachmann und einer Marie Luise Kaschnitz in einer nicht ausgedrückten Zigarette.
Nachher fragt man sich dann oft, wie es zur Legendenbildung kam. Wir können es jetzt, in diesen Tagen beobachten. Wir sind mitten drin in der Legendenbildung. Die im Entstehen begriffene Legende heißt Philip Seymour Hoffman: ein sehr guter Schauspieler, gestorben nach ersten Untersuchungen an einer Überdosis Rauschgift. (Wo bleibt eigentlich das Mitleid mit den viel zu vielen nicht-prominenten Drogentoten, die es täglich gibt?) Jetzt, auf einmal, lässt sich aufgrund der bei Hoffman durchgeführten Obduktion vorerst keine eindeutige Todesursache feststellen. Gleichzeitig outet ein Freund den Schauspieler als nur vorgeblich heterosexuell.
Aus diesem Schlamm von Rauschgift und Sexkram wird die Legende Philip Seymour Hoffman erblühen. Denn selbst, wenn sein Tod bis ins Detail erklärt sein wird, wird etwas von Geheimnis und Verschwörung, dem Dünger der Legende, übrig geblieben sein. Hoffman war ein sehr guter Schauspieler. Zur Legende macht ihn aber nur sein Tod.