Zum Hauptinhalt springen

Eine Liberale soll Pakistans Image in den USA aufmöbeln

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Bisheriger Botschafter Haqqani nach Putsch-Depesche zurückgetreten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Islamabad. Auf dem diplomatischen Parkett macht Pakistan bereits mit seiner jungen, bildhübschen Außenministerin Hina Rabbani Furore. Doch das war erst der Anfang einer Charme-Offensive des Nuklear-Staates mit dem Schurken-Image. Am Mittwoch wurde die frühere Informationsministerin Sherry Rehman zur neuen Botschafterin in den USA benannt. Sie soll in Washington künftig das "gefährlichste Land der Erde" repräsentieren, wie Pakistan in den Medien gern bezeichnet wird.

Die Wahl der 50-jährigen Parlamentarierin kommt überraschend: Rehman gilt als kämpferisch und couragiert. Die liberale Politikerin setzte sich vehement für die Rechte von Frauen und religiöser Minderheiten in dem islamischen Land ein. Sie war einer der drei Volksvertreter, die eine Petition zur Reform des umstrittenen Blasphemie-Gesetzes ins Parlament einbrachte, das die Todesstrafe für Gotteslästerung vorsieht. Ihre zwei Mitstreiter, Salman Taseer und Shabaz Bhatti, wurden Anfang des Jahres von Islamisten ermordet.

Rehmans Vorgänger in Washington, Husain Haqqani, war am Dienstagnacht auf Druck der Militärführung und von Premierminister Yousaf Raza Gilani zurückgetreten. Er reagierte damit auf Anschuldigungen, unmittelbar nach Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden ein geheimes Memorandum verfasst zu haben, in dem die USA zur Hilfe gerufen werden, um einen Militär-Coup gegen die Regierung in Islamabad abzuwenden. Der Diplomat bestreitet die Vorwürfe, die der amerikanisch-pakistanische Geschäftsmann Mansur Ijaz gegen ihn aufgebracht hat. Haqqani gilt als Verbündeter des angeschlagenen Präsidenten Asif Ali Zardari.

Doch es ist unklar, ob der Rücktritt Haqqanis wirklich ein Sieg des mächtigen Militärs über die Zivilregierung ist. Rehman, früher eine bekannte Journalistin und enge Freundin der ermordeten Politikerin Benazir Bhutto, erscheint auf den ersten Blick nicht als Wunschkandidatin der Armee. Die "Memogate"-Affäre ist selbst für pakistanische Verhältnisse so undurchsichtig, dass Pakistaner schon spotten, das Ganze sei "eine Verschwörung in einer Verschwörung".

Beobachter in Washington meinen, dass sowohl das Memorandum als auch die Art der Übermittlung nicht der Handschrift Haqqanis entsprechen, der als kluger und gewandter Diplomat gilt. Zudem war die Geheimdepesche offenbar so merkwürdig, dass die Amerikaner sie komplett ignorierten. US-Militärchef Mike Mullen bestätigte allerdings den Erhalt der vertraulichen Botschaft, die über ein Blackberry-Mobiltelefon gelaufen sein soll.