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Eine Lose-Lose-Situation

Von Christian Rösner-El-Heliebi

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Christian Rösner ist Leiter des Wien Ressorts.
© © Stefan Joham

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Sie fühlt sich in ihrem Bezirk nicht mehr zu Hause, hat die Autorin Maria Gornikiewicz vergangenes Wochenende geschrieben. Sie wünscht sich Plätze, wo Senioren ungestört ein Buch lesen können – "ohne Lärm, Dreck und Ausländer", hat sie gemeint. Ein fremdenfeindliches Gegrantel einer älteren Frau. Aber leider spricht sie damit vielen Wienerinnen und Wienern aus der Seele – und deswegen dürfte das von der Politik nicht ignoriert werden. Tut es aber.

"Das ist purer Rassismus", war eine von vielen Reaktionen. "Sie traut sich das auszusprechen, was viele von uns denken", war eine andere. Die Diskussionen über den Beitrag waren zahlreich und heftig. Sie waren destruktiv, aber auch konstruktiv.  Sie waren berührend und sie waren beleidigend.

Die Beiträge der wahlwerbenden Parteien – sie waren dazu aufgefordert, Antworten auf die Lebensrealitäten einer älteren Frau zu geben – waren hingegen gar nichts davon. Sie zeigten deutlich auf, wie hilflos und weltfremd die Politik eigentlich ist, wenn sie mit solchen Argumentationen konfrontiert wird. In der Welt der Politik scheint es nur zwei Antworten zu geben: Verhetzen oder Wegschauen. Das Problem dabei ist: Die Verhetzung treibt die Wähler zur FPÖ, weil sie die einzige Partei ist, wo sich diese Menschen verstanden fühlen. Und das Wegschauen der anderen Parteien treibt die Wähler ebenfalls zur FPÖ, weil sie sich dadurch ausgegrenzt und nicht ernst genommen fühlen. Eine Lose-Lose-Situation.

Die Autorin Nour Khelifi bildet nun das Gegenstück zu Maria Gornikiewicz: Sie ist jung, hat Migrationshintergrund – und schreibt ebenfalls über "ihren" Bezirk. Die Ansprüche der beiden an den Bezirk sind dieselben. Der Unterschied ist, dass Khelifi das Wort "miteinander" verwendet.  Die andere Autorin hat das nicht getan.