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Ein außergewöhnliches Projekt hat die Caritas in Wien ins Leben gerufen: Im vergangenen Jahr wurden erstmals fünf Frauen und ein Mann, die intellektuelle Behinderungen aufweisen, zu HaushaltshelferInnen für ältere Menschen ausgebildet.
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Immer mehr ältere Menschen leben allein; in Wien ist der Anteil der Ein-Personen-Haushalte mit über 40% besonders hoch - Tendenz steigend. Alltägliche Handgriffe wie Wäsche Waschen und Bügeln, Einkaufen oder Pflanzen und Haustiere versorgen können für Ältere zur Belastung werden. Diese Tätigkeiten sind für Menschen mit Lernbehinderungen leicht erlernbar; Qualifizierungsmaßnahmen für geistig Behinderte gibt es hierzulande allerdings fast ausschließlich im Gastronomie- und Hotelleriebereich, der Gartengestaltung oder anderen Dienstleistungen. Der zwischenmenschliche Aspekt wurde bei den Ausbildungen bisher eher vernachlässigt.
In der Caritas Wien entstand daher die Idee, zwischen diesen beiden Bereichen eine Brücke zu schlagen: "Die Überlegung war, ein generationsübergreifendes Ausbildungsprojekt zu schaffen, bei dem die sozialen Kompetenzen behinderter Menschen geschärft werden", erzählt Sonja Weikelstorfer, die den Bereich Behinderteneinrichtungen der Caritas Wien leitet, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Eine Idee, die sich gerade im Verband der Caritas anbietet, unter deren Dach es österreichweit insgesamt 69 Behinderteneinrichtungen und 24 Senioren- und Pflegehäuser gibt. So wurde Anfang 2002 das "Qualifizierungsprojekt zur Helferin/zum Helfer im Haushalt alter Menschen" gestartet - mit dem Ziel, geistig behinderten Menschen sowohl eine Ausbildung in Haushaltstätigkeiten anzubieten, als auch ihre zwischenmenschlichen Fertigkeiten zu verstärken.
"Intellektuell beeinträchtigte Menschen haben oft genauso stark wie andere das Bedürfnis nach einer Tätigkeit im sozialen Umfeld", weiß Projektleiter Albrecht Weißl. Einige Behinderte hätten auch schon selbst Erfahrungen mit älteren Menschen gesammelt und sich deswegen für einen Beruf in diesem Bereich interessiert. Dass die Caritas mit diesem Projekt offensichtlich eine "Marktlücke" im sozialen Bereich gefunden - und geschlossen - hat, zeigt die Zahl der BewerberInnen für den heurigen zweiten Jahrgang, der seit Februar läuft: Laut Weißl waren - wie schon 2002 - sechs Ausbildungsplätze für geistig Behinderte ab 18 Jahren zu vergeben, die Zahl der BewerberInnen sei aber mehr als dreimal so hoch gewesen.
Integration mit Zukunft
Die insgesamt elfmonatige Ausbildung startet im Caritas Pflegeheim St. Barbara in Wien Erlaa: Bis April arbeiten die jungen TeilnehmerInnen dort mit dem Pflegepersonal, Reinigungskräften und einem Zivildiener zusammen. Danach wechseln die fünf jungen Frauen und der junge Mann in die Mobilen Dienste der Caritas und betreuen zusammen mit jeweils einer Heimhelferin ältere Menschen in deren Wohnung. Während der Ausbildung erhalten die TeilnehmerInnen ein Taschengeld von 150 Euro pro Monat und werden von der Caritas versichert. Ab Herbst kommen auch Praktika dazu.
Am Ende der Qualifizierungsmaßnahme soll die Vermittlung der behinderten Menschen an einen adäquaten Arbeitsplatz im Umfang von 25 bis 30 Wochenstunden stehen; vorwiegend in der Altenpflege, aber auch im hauswirtschaftlichen Bereich. Bei zwei Personen, die vergangenes Jahr ausgebildet wurden, ist dies bereits gelungen. Sie haben in Altenpflegeeinrichtungen der Caritas einen Job gefunden.