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Eine Messe als Politikum: Teheran spielt erfolgreich die Öl-Karte aus

Von Arian Faal

Analysen

Da ist Teheran wieder ein genialer Coup gelungen: Die Öl-Messe, die von Samstag bis Mittwoch mehr als 460 internationale Konzerne in den Iran lockte, wurde zum Politikum. Modernste Video-Screens mit den großen Namen der Öl- und Wirtschaftsindustrie, wie Shell, Total, Lukoil, Siemens und Statoil, ließen fast in Vergessenheit geraten, wo man sich befand.


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Trotz Atomstreit und Wirtschaftssanktionen, die von der UNO und vor allem von den USA verhängt wurden, wollten alle dabei sein, als die Perser ihre (Öl)-Macht demonstrierten. Da erscheint es als Ironie des Schicksals, dass die größten anwesenden Gruppen (aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien) aus jenen Ländern stammten, die einen harten Wirtschaftskurs gegen Teherans Atompolitik fahren. Wirtschaftliche Interessen stehen halt im Vordergrund.

Dennoch war es ein heikles Sehen und Gesehenwerden. "Der Iran ist eines der wichtigsten Öl- und Gasländer der Welt, und wir suchen verzweifelt nach Energie", versuchte Andre Goffart, Nahost-Vizepräsident des französischen Energiekonzerns Total sich zu rechtfertigen. Nachsatz: "Wir müssen hier sein."

Es ist ungewöhnlich, dass Handelsvertreter Entschuldigungen für ihre Anwesenheit bei einer Messe vorbringen, aber Washingtons ständige Drohung, den Firmen, die Geschäfte mit dem Iran betreiben, Schwierigkeiten bei ihren US-Operationen zu machen, verlangt einen Balanceakt beim Iran-Geschäft.

Das nutzen die Perser geschickt und spielen die Öl-Karte aus. Sei es die Aussage von Präsident Mahmud Ahmadinejad, dass der derzeitige hohe Ölpreis noch zu niedrig sei, oder sei es eine Karikatur, in der ein Gewicht mit der Aufschrift "Iranische Öl-Messe" einen Onkel Sam unter sich begräbt: Bei all dem fährt Teheran eine Doppelstrategie. Einerseits weißt man auf die Rolle als regionale Großmacht hin; andererseits versucht man so von inneren Problemen abzulenken. Trotz des Ölreichtums muss der Iran 40 Prozent seines Benzinbedarfs importieren.

Ahmadinejad war als "Robin Hood" angetreten, um die Bevölkerung an den Öl-Einnahmen teilhaben zu lassen. Doch nach wie vor sind große Gasvorkommen unangetastet. Das soll sich nun ändern. Gestärkt durch den Erfolg der Öl-Messe stellt Öl-Minister Gholam Hossein Nozari interessierten Konzerne, darunter Royal Dutch Shell, Total und Repsol, die Rute ins Fenster: Falls sie die Frist für den Abschluss von Förderverträgen für das weltgrößte Gasfeld von Süd-Pars bis Mitte Juni ungenutzt verstreichen lassen, will sich Teheran regionale Partner suchen.