Rückzug des Deutschen offenbar Indiz dafür, dass Facebook Probleme hat.
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New York. Vor acht Jahren war Peter Thiel der erste externe Geldgeber von Facebook. 500.000 Dollar steckte der deutschstämmige US-Investor 2004 in die von Mark Zuckerberg gerade erst gegründete Internet-Firma, dafür erhielt er einen Anteil von rund zehn Prozent. Mittlerweile hat der 45-Jährige seine Facebook-Aktien großteils versilbert – und das mit einem sagenhaften Gewinn von etwa einer Milliarde Dollar.
Hatte Thiel schon beim Börsengang im Mai 16,8 Millionen Aktien im Gesamtwert von 640 Millionen Dollar verkauft, schlug der gebürtige Frankfurter nun in einem weiteren Schritt gut 20 Millionen Stück los – zu Preisen von je 19,27 bis 20,69 Dollar. Das brachte ihm unter dem Strich nochmals rund 400 Millionen Dollar.
Dass Thiel sich aus dem Unternehmen fast ganz verabschiedet hat (jetzt hält er nur noch 5,6 Millionen Facebook-Aktien), verheißt für den weiteren Kursverlauf des Nasdaq-Titels freilich nichts Gutes. Der Absprung Thiels, der als Verwaltungsrat beste Einblicke in das Unternehmen hat, ist nämlich ein Signal dafür, dass der Internet-Riese offenbar nach wie vor mit Problemen kämpft. So steigen die Werbeeinnahmen, die für das Geschäftsmodell von Facebook besonders wichtig sind, langsamer als erhofft. Im abgelaufenen Quartal war Facebook mit 157 Millionen Dollar überraschend tief in die roten Zahlen gerutscht. Dazu kommt, dass dem Sozialen Netzwerk immer mehr Führungskräfte abhanden kommen.
<br style="font-weight: bold;" /> Droht ein Domino-Effekt?
Einen Hype um die Facebook-Aktie gab es nur vor und während des Börsengangs. Dann ist die Euphorie schnell verflogen. Seit der Erstnotiz hat das mit 38 Dollar viel zu teuer ausgegebene Papier fast die Hälfte seines Werts eingebüßt. Womit sich rund 50 Milliarden Dollar in Luft auflösten.
Und es drohen weitere Kursverluste. Denn seit vergangenem Donnerstag besteht für Altaktionäre nach erfolgtem Börsengang keine Behaltefrist mehr. Großverkäufe im Stile Thiels könnten den Kurs demnach zusätzlich unter Druck setzen und einen Domino-Effekt auslösen.
Für Thiel war das Facebook-Investment sein bisheriges Meisterstück. Doch auch mit anderen Investments verdiente der studierte Jurist und Philosoph (Absolvent der Stanford University) prächtig – so vor allem mit dem Bezahldienst "PayPal", den er als Mitgründer 2002 an die Börse brachte und der kurz danach für insgesamt 1,5 Milliarden Dollar von der Handelsplattform Ebay übernommen wurde. Mit seinem Verkaufserlös gründete Thiel dann die Risikokapitalfirma Founders Fund, die 30 Milliarden Dollar in Internet-Firmen wie SpaceX, LinkedIn und Zynga investiert haben soll.
Im berühmten Silicon Valley, der Kernregion der US-Technologiefirmen, gilt Thiel als einer der einflussreichsten Geschäftsleute. Vor kurzem ließ er damit aufhorchen, dass er 350.000 Dollar in ein ungewöhnliches Projekt der Firma Modern Meadow investiert hat. Dabei geht es um die Entwicklung einer Art 3D-Druck-Methode, mit der Fleisch und Leder ohne das dazugehörige Tier, also quasi aus der Retorte, hergestellt werden kann.
Junge Gründer im Technologiebereich haben es Thiel im Übrigen besonders angetan. 2011 etwa förderte er 20 Studienabbrecher mit 100.000 Dollar, die diese in ihre neugegründete Firma investieren sollten.
Schachspieler Thiel sitzt heute jedenfalls auf einem Milliarden-Vermögen. Einen kleinen Teil dieses Geldes setzt er in den USA auch politisch ein. Im Präsidentenwahlkampf 2012 war Thiel mit 2,6 Millionen Dollar der größte Einzelspender des Republikaners Ron Paul. Geld von ihm erhielt auch die rechtslibertäre Tea-Party-Bewegung.