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Casinos Austria und Novomatic rittern fix um die drei zusätzlichen Einzellizenzen.
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Wien.

Jetzt ist es so weit: Das Finanzministerium hat nun die drei "neuen" Kasino-Lizenzen ausgeschrieben. Das bedeutet, dass Österreich im Laufe der nächsten Jahre über 15 Kasino-Standorte verfügen wird. Bisher war nur an 12 Orten das sogenannte große Glücksspiel, das James-Bond-Erfahrung mit Roulette-Tischen verspricht (das "kleine Glücksspiel" - die Automaten - wird anders geregelt und fällt in die Zuständigkeit der Bundesländer).
Die bisherigen 12 Kasinos wurden alle von den Casinos Austria betrieben. Was für die einen eine "Monopol-Situation" war, sahen die anderen eher als "Zufall" bei freihändiger Vergabe. Da die Lizenzen nun am Auslaufen waren und sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) eingeschaltet hat, das zwar eine Beschränkung von Kasino-Lizenzen aus Gründen des Spielerschutzes goutiert, aber grundsätzlich ein Monopol mit Argwohn betrachtet. Zudem hat sich der EuGH dafür ausgesprochen, dass auch Bewerber für die Lizenzen außerhalb der österreichischen Grenzen zu akzeptieren seien.
Für "alte" zwölf Lizenzen zwei Sechser-Pakete
Ganz so weit - dass die Lizenzen nämlich an ein nicht-österreichisches Unternehmen gehen - wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Doch das Gerangel zwischen den beiden rot-weiß-roten Bewerbern, den Casinos Austria und dem niederösterreichischen Automatenhersteller Novomatic, dürfte blutig genug werden.
Die "alten" zwölf Lizenzen schnürte das Finanzministerium in zwei Sechser-Pakte. Das "Stadtpaket" wurde im August 2011 ausgeschrieben und lizenziert Spielbanken für den urbanen Raum (unter anderem den ersten Wiener Gemeindebezirk). Im Dezember 2011 wurde das "Landpaket" ausgeschrieben.
Für beide Pakete haben sich nur die Casinos Austria und die Novomatic beworben (die Novomatic mit zwei ihrer Töchter, der "Austrian Gaming Industries AG", die sich brav nach Regeln um die Paketlösung beworben hat, sowie der "Admiral Casinos Entertainment GmbH", die sich nur um zwei Standorte beworben hat). Das hat der Novomatic die Möglichkeit eingeräumt, ein Gerichtsverfahren gegen die Ausschreibungsbedingungen der beiden Paket-Lizenzen anzustreben, das noch immer anhängig ist. Die "Doppelmühle", nannte es seinerzeit Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt: Denn die Novomatic bleibe so oder so im Spiel um die Paket-Lösungen.
Allerdings hat der niederösterreichische Konzern in der Vergangenheit oft durchblicken lassen, dass man nicht so sehr an wenig bevölkerten Standorten interessiert sei und sich nur die gewinnbringenderen Orte herauspicken möchte. "Wir nehmen’s im Paket, und wir nehmen’s einzeln. So wie es sich das Finanzministerium wünscht", sagte dagegen der Mitbewerber, Casinos-Chef Karl Stoss, vor einem Jahr, als die erste Runde des Bewerbungsprozesses am Hochkochen war (die "Wiener Zeitung" berichtete).

Hintergrund des Standortfeilschens: Die Kasinos im Landpaket machten bisher nur 30 Prozent des Umsatzes der Casino Austria, der Rest wurde in den Städten verdient, wie etwa im Kasino im ersten Wiener Gemeindebezirk.
Das macht die drei neuen Kasino-Lizenzen, bei denen der Bewerbungsprozess nun am Montag offiziell angelaufen ist, umso interessanter. In der Hauptstadt kommen zwei neue Lizenzen hinzu. Die Lizenz im ersten Bezirk bleibt unangetastet im "Stadtpaket". Eine neue Einzelkonzession, "Wien Süd-West", ist beschränkt auf die Bezirke 3 bis 19 und 23, die ebenfalls neue Berechtigung "Wien Nord-Ost" ist für die Bezirke 2 und 20 bis 22, heißt es in den Ausschreibungsunterlagen.
Die neue niederösterreichische Einzelkonzession ist im Bundesland frei wählbar, außerhalb der Bezirke Baden - dort betreiben bereits die Casinos Austria eine Spielbank - und Mödling. "Selbstverständlich" werde man sich um die neuen Einzelkonzessionen bewerben, sagt Novomatic-Sprecher Hannes Reichmann. Auch die Casinos Austria werden wieder ihre Unterlagen einreichen. Ob sich jemand aus dem Ausland dazu durchringt, bleibt indes offen. Bei der Novomatic will man von diesbezüglichen Branchengerüchten zumindest nichts gehört haben.
Casinos Austria müssen um Unternehmenswert zittern
Für die Casinos Austria steht bei der Neuvergabe der Kasino-Lizenzen wirtschaftlich jedenfalls viel auf dem Spiel. Verliert der heimische Traditionsbetrieb in dem jetzigen Poker die eine oder andere Lizenz, reduziert sich gleichzeitig auch sein Firmenwert. Das hätte vor allem für jene Casinos-Aktionäre Folgen, die zuletzt durchblicken ließen, dass sie ihre Anteile versilbern wollen; und zwar Folgen in Form niedrigerer Verkaufserlöse.
Als ausstiegswillige Aktionäre gelten, wie berichtet, die Nationalbank-Tochter Münze Österreich - sie hält knapp ein Drittel - und die Kirchenbank Schelhammer & Schattera, die mit 5,3 Prozent beteiligt ist.
Dass sich an der Eigentümerstruktur der Casinos (siehe untenstehende Grafik) kurzfristig etwas ändert, glaubt Generaldirektor Stoss indes nicht. Vor dem Abschluss der Konzessionsvergaben zu verkaufen, "wäre töricht".
Für jeden Antrag bekommt der Staat 10.000 Euro Gebühr, jede einzelne Lizenz kostet 100.000 Euro, sagt eine Sprecherin des für Glücksspiel zuständigen Finanzstaatssekretär Andreas Schieder.
Dazu kommen klarerweise die Steuern auf den laufenden Betrieb. Die Casinos Austria gelten aufgrund der Glücksspiel-Abgabe als einer der größten Steuerzahler der Republik.
Die zwölf Spielbanken hatten 2011 operativ wieder mehr eingespielt, der Betriebserfolg hat sich, "bedingt durch ein Restrukturierungsprogramm", auf 18,9 Millionen Euro fast verzehnfacht (2010: 1,9 Millionen Euro). 2010 hatten es die Casinos nach einigen Verlustjahren erstmals operativ in die schwarzen Zahlen geschafft. Sorgenkind war das saisonal betriebene Kasino in Gastein. Sollten die Casinos das Landpaket bekommen, überlege man einen anderen Standort im Bundesland.