)
Führungskräfte auf der Suche nach einer neuen Identität.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. In Tokio wird eine Studentin überraschend Managerin des Baseball-Teams einer Schule. Sie nimmt die Management-Lehren von Peter Drucker zur Hand. Denn sie hat es mit talentierten, aber unmotivierten Spielern zu tun und möchte mit ihrer Mannschaft die nationalen Meisterschaften gewinnen. Das ist der Plot des Romans "Moshidora", der Natsumi Iwasaki seit 2009 zum Bestseller-Autor mit mehr als zwei Millionen verkauften Büchern macht. Iwasaki wird auch Gast des "3. Drucker-Forum" in Wien sein. Es geht am Donnerstag und Freitag in der Aula der Akademie der Wissenschaften über die Bühne.
Peter Drucker (1909-2005) gilt als Vater des modernen Managements. "Dass er Wiener war, wissen die wenigsten", unterstreicht Richard Straub im Interview mit der "Wiener Zeitung". Grund genug, Drucker wieder nach Wien zu holen: Straub (Jahrgang 1946), vormals Manager bei IBM, gründete die Peter-Drucker-Society und veranstaltete zu Druckers 100. Geburtstag 2009 das 1. globale Drucker-Forum. Seither findet es jedes Jahr mit einem anderen Themenschwerpunkt statt. Die Idee dahinter: Die Handlungsfähigkeit des Managements erklären und es mit den "brennenden Problemen, die wir natürlich haben", zu verbinden, so Straub.
"Das Management bietet sehr gute Möglichkeiten, aber es wird zu wenig eingesetzt. Das Ansehen von Managern ist nicht sehr hoch in der Öffentlichkeit, durch grobe Fehler oder Missmanagement in finanziellen Belangen. Das sind Ausreißer, die aber gravierendste Folgen haben", sagt Straub als Präsident der Drucker-Gesellschaft.
Aufgabe der Unternehmen neu definiert
"Man braucht Klarheit darüber, was man will im Unternehmen, wie man die mission im gemeinsamen Orchester wirtschaftlich sinnvoll und effizient erfüllt, wie man mit Mitarbeitern umgeht und sie bewertet - und das ist überall gleich, im öffentlichen Sektor, in Profit- und Non-Profit-Unternehmen, in Boom- und Krisen-Zeiten, in Europa wie in Japan." Bloß die Details sind unterschiedlich je nach Kultur, wie ein Konzern sein weltweites Gesamtprogramm umsetzt. Konfliktlösung in Japan geht anders als in Europa. "Eine Herausforderung im Zuge der Globalisierung. Aber Drucker ist in diesem Sinn sehr breit anwendbar."
Peter Drucker hat erstmals die Managementlehre als ein kohärentes Gebiet dargestellt, "mit besonderem Blick auf die Gesellschaft und die Praxis". Lange bevor von Corporate Social Responsability (CSR) die Rede war, schaffte Drucker erstmals die Synthese: "Die Gesellschaft ist eine Organisation, über die sie ihre Ziele erreicht. Drucker hat nie vergessen, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Drucker hilft, den Blick für das Gesamte zu haben", beschreibt Straub Peter Druckers Verdienst. Und nennt als Beispiel die Derivate. "Diese sind nicht per se schlecht, aber der Blick für das Gesamte fehlt." Die einseitige Fokussierung auf Shareholder Value habe die Wirtschaft in die Krise geführt.
Im Krisenjahr 2011 will das Drucker-Forum daher der Frage nachgehen, ob Manager Beobachter im Hintergrund bleiben sollen oder aber ob sie eine größere ethische Funktion in der Gesellschaft, über das Unternehmen hinaus, haben. Letzteres ist der Lösungsansatz von Harvard-Professor Mark Kramer, der in Wien dafür plädieren wird, dass die Rolle der Unternehmen in der Gesellschaft neu definiert werden müsse. Ob denn Kapitalismus überhaupt eine Zukunft hat, dieser Frage wird sich der britische Sozialphilosoph und Doyen der europäischen Management-Vordenker, Charles Handy, als Eröffnungsredner widmen. Er wird Mitte November in London den "Lifetime Achievement Award" verliehen bekommen.
Das 3. Drucker-Forum steht unter dem programmatischen Titel "A Quest for Legitimacy - How Managers Can Shape the Future", 3.-4. 11. 2011, Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a, 1010 Wien, http://www.druckersociety.at