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Dass ausgerechnet zum Ende der Klima-Konferenz in Paris der Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit 2009 fiel, ist schon erstaunlich. Weniger als 39 Dollar kostet ein Fass (159 Liter) derzeit, nachdem es seit Monaten nach unten ging. Die Konsumenten reagieren auf diesen beständigen Preisverfall bereits, Ölheizungen erleben einen neuen Boom. Das billige Öl ist natürlich Gift für den Klimaschutz, denn das macht erneuerbare Energien weniger wettbewerbsfähig. Der viel beschworene Ausstieg aus der Kohlenstoff-Wirtschaft wird dadurch deutlich erschwert und verlangsamt. Den großen Ölproduzenten der Welt wie SaudiArabien oder dem Iran, der sich auf das Ende des Embargos vorbereitet, wird dies durchaus recht sein. Sie leiden zwar aktuell unter den niedrigen Einnahmen aus dem Ölgeschäft, bleiben dafür aber länger im Geschäft. Und fügen der US-Ölindustrie enormen Schaden zu, da bei solchen Preisen das in den USA beliebte "fracking" an den Rand der Finanzierbarkeit gerät. Dass daneben auch noch die Aktienbörsen ins Rutschen kamen, ist in diesem Zusammenhang bloß ein Kollateralschaden.
Für den Klimaschutz ist die Ölpreisentwicklung allerdings ein herber Schlag. Schon jetzt zeichnete sich in Paris ab, dass die Industrieländer großes Interesse haben, das globale Klima-Abkommen so zu gestalten, dass die Freihandels-Vereinbarungen davon unberührt bleiben. Die Transportwirtschaft von den Klimazielen ausnehmen zu wollen, ist Schwachsinn. Gerade der billige Transport ermöglicht eine globale Arbeitsteilung, die sinnlose Warenströme verursacht und ökologisch beträchtlichen Schaden anrichtet. Nur global agierende Konzerne verschaffen sich dadurch Kostenvorteile. Aktuell zeigt sich, dass ein Kartell (die Opec) den Markt stärker beeinflusst als die Pariser Konferenz. Das sollte eigentlich allen Staats- und Regierungschefs zu denken geben, denn die Erderwärmung wird sich wohl nur dann begrenzen lassen, wenn sich das wirtschaftliche Handeln verändert.
Billiges Öl konterkariert alle Bemühungen, Energie sauber zu erzeugen und effizient zu nutzen. Das wissen alle Staats- und Regierungschefs. Doch niemand wird dies allzu laut kritisieren, denn der niedrige Ölpreis bedeutet für die Konsumenten eine beträchtliche Ersparnis. Die Weltrettung wird also noch warten müssen.