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"Was ist Kultur?" Das ist eine der großen soziologischen Fragen der Gegenwart, auf die es theoretisch fast so viele Antworten gibt wie Kulturschaffende. Glücklicherweise besitzen wir aber in der österreichischen Praxis ein untrügliches Auskunftsmittel: Kultur ist, was am Montagabend bei Barbara Rett in ORF 2 erscheint. Diesmal war in der Sendung "Treffpunkt Kultur" unter anderen Thomas Maurer zu Gast, der sein aktuelles Kabarettprogramm (Titel: "Die neue Selbständigkeit") vorstellte.
Man stelle sich vor: Der alte "Herr Karl", eine der grandiosesten Qualtinger-Gestalten, hätte einen Sohn gezeugt und dieser wieder einen: da steht er nun, der Herr Helmut Karl, eine Thomas-Maurer-Figur, räsonierend, und zwar an einem Lebenswendepunkt. Ein abgestürzter Aufsteiger. In kurzer Zeit hatte es der neue Herr Karl vom Flugzettelverteiler zum FPÖ-Staatssekretär gebracht. (Dazu muss man freilich nicht nur enkel-, sondern auch ekelhaft veranlagt sein.) "16 Jahre Party" waren das für den Heli Karl. Aber dann kam Knittelfeld und es war Schluss mit lustig. Eine österreichische Karriere. Somit wirft diese kabarettistische Land-und-Leute-Erkundung auch eine der großen moralischen Fragen der Gegenwart auf: "Was ist politische Kultur?"