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Eine Pause für die Klischee-Trommel

Von Bernhard Baumgartner

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Manchmal kann man im ORF geradezu zuschauen, wie öffentlicher Protest seine Wirkung zeigt. Ein Beispiel dafür ist die Aufregung um die Samba-Tänzerinnen, die als Pausenfüller ihre Rundungen bildfüllend im Takt schwingen. Doch seit dem Protest sind die Damen buchstäblich in den Hintergrund getreten. Nun stehen gendergerecht die Capoeira-Tänzer und Musiker im Vordergrund. Die Samba-Damen müssen zudem neuerdings schamhaft einen Fußball vor die Brust halten.

Ein Erfolg also, vor allem für die "erregungsbereite Teilöffentlichkeit auf Twitter", wie es Ö1 kürzlich so treffend formuliert hat? Nein, das greift zu kurz. Denn die Frage, was denn diese Folklore-Einlage überhaupt Tag für Tag (!) im Studio zu suchen hat, hat noch keiner schlüssig beantworten können. Denn das eigentliche Problem ist nicht die nackte Haut. Oder der Tanz. Oder Samba-Musik. Das Problem ist, dass dieser "Lokal-Kolorit" täglich auf dieselben drei stereotypen Klischees reduziert wird.

Als Alternative hätte man ja auch redaktionelle Zuspieler machen können, die sich jeden Tag mit einem anderen Aspekt des Gastlandes auseinandersetzen. Das wäre sinnvoll und hätte sowohl dem Unterhaltungs- als auch dem Bildungsauftrag entsprochen. Aber dann hätte es des Nachdenkens und der Themensuche bedurft und nicht einfach dem Pauschal-Engagements von ein paar Tänzern, die die paar Minuten schon runterbiegen werden. Wenn eine Sportredaktion plötzlich auf Show machen soll, kommt vermutlich genau das raus, was wir seit Wochen sehen. Für die K.O.-Runde wünschen wir uns dann bitte mehr Kreativität.