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Eine Pleitewelle droht

Von Karl Leban

Wirtschaft

Erstanalyse: 80 Kleinbetriebe durch Alpine-Insolvenz ernsthaft gefährdet.


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Wien. Die Riesenpleite der Alpine Bau droht nun auch mehrere Dutzend Kleinfirmen in den Abgrund zu reißen: Eine Insolvenzwelle quer durch alle Bundesländer ist zu befürchten. Ernsthaft gefährdet sieht der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) nach einer ersten Analyse zirka 80 Kleinbetriebe, die mit der Alpine mehr als ein Drittel ihres Jahresumsatzes machen.

"Dabei handelt es sich um Firmen mit durchschnittlich 12 Mitarbeitern, die typischerweise als Subunternehmer im Baunebengewerbe tätig sind", erklärt KSV-Experte Alexander Klikovits. In Summe sind bei den rund 80 Betrieben, die er als besonders gefährdet einstuft, demnach fast 1000 Jobs bedroht.

Alles in allem hat der KSV in seiner Datenbank 1400 Unternehmen mit insgesamt 164.290 Mitarbeitern identifiziert, die mit der Alpine geschäftlich nennenswert verbandelt sind. Den Großteil davon sieht Klikovits jedoch nicht in unmittelbarer Gefahr. So habe die überwiegende Zahl gute oder befriedigende Bonität, während nur 10 Prozent mit erhöhtem Risiko oder schwacher Bonität beurteilt seien.

Grosso modo handelt es sich bei den Alpine-Geschäftspartnern um "größere, solide Unternehmen mit durchschnittlich 117 Mitarbeitern", so Klikovits. Nach seiner Einschätzung sind vor allem große Zulieferer kreditversichert, sodass mögliche Forderungsausfälle abgedeckt sind.

Alpine und MPS Vorboten ansteigender Insolvenzen?

Mit Passiva von rund 2,6 Milliarden Euro ist die Alpine-Pleite die größte in der Zweiten Republik. In der Insolvenz-Statistik des ersten Halbjahres hat sie den Stand der Gesamtpassiva binnen Jahresfrist von 1,81 auf 3,78 Milliarden Euro hinaufkatapultiert. Auch die Zahl der gefährdeten Jobs ist vor allem durch sie steil nach oben geklettert - von 9326 auf 16.658.

Dass gleichzeitig die Zahl der Firmeninsolvenzen von 3137 auf 2905 geschrumpft ist, wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Freitag weiter mitteilte, ist da nur ein schwacher Trost.

Mit diesem Trend könnte es jedoch schon bald vorbei sein, zumal der Konjunkturausblick für den weiteren Jahresverlauf alles andere als rosig ist. "Man kann nur hoffen, dass Alpine und MPS nicht als Vorboten ansteigender Insolvenzen zu betrachten sind", heißt es beim AKV.

Die meisten Pleiten gab es in der ersten Jahreshälfte in der Baubranche (537 Fälle), gefolgt vom Handel (532) und der Gastronomie (372). Was die Zahl der Insolvenzen betrifft, ist der heimische Bausektor schon seit Jahren fast immer Spitzenreiter.

In der Baubranche selbst sieht man sich einem scharfen Preiswettkampf ausgesetzt, womit kostendeckendes Wirtschaften immer schwieriger wird. Um an Aufträge zu kommen, unterbieten sich viele Baufirmen bei den Preisen, was eine Spirale nach unten in Gang setzt. "Vor allem öffentliche Stellen heizen diesen Preiswettkampf noch an, indem sie nur dem Billigstbieter den Zuschlag erteilen", heißt es bei einem großen österreichischen Baukonzern zur "Wiener Zeitung". "Auf die Dauer ruiniert man mit dieser Vergabepolitik eine ganze Branche."

Auffanggesellschaft für

Alpine-Teile bis Montag?

Zurück zur Alpine: Mögliche Auffangvarianten für den gestürzten Bauriesen sind nach wie vor offen. Ein Alpine-Sprecher sagte vor dem Wochenende nur: "Wir hoffen auf eine positive Lösung im Sinne der Mitarbeiter und der Lieferanten beziehungsweise Subunternehmer." Vizekanzler Michael Spindelegger hofft ebenfalls - und zwar, dass bis Montag eine Auffanggesellschaft für Teile der Alpine zustande kommt. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner arbeite daran - "mit Hochdruck", wie Spindelegger am Freitag in einer Pressekonferenz sagte.

Beim Kreditschutzverband von 1870 schätzt man, dass die Alpine in Österreich auf deutlich mehr als 1000 Baustellen tätig ist. Große Mitbewerber wie die Strabag nehmen einzelne Bauprojekte bereits unter die Lupe, "die wir unter Umständen übernehmen würden". Wie viele Projekte in Frage kommen, "kann man noch nicht sagen", hieß es am Freitag in der Wiener Strabag-Zentrale. Es liege jedenfalls im Interesse des Konzerns, "auf die eine oder andere Art" Arbeitsplätze der Alpine zu erhalten.