Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Eine hochkarätig besetzte Runde versuchte schon Sonn tagvormittag in Paul Lendvais "Europastudio" in ORF 2, die Frage "Ist Europa noch zu retten?" des abendlichen "Offen gesagt" zu bejahen.
Die durch die Referenden ausgelöste Krise der EU sei eine Schocktherapie (Adam Krzeminski von der Warschauer "Polityka" ), die zu einem Prozess der Besinnung führe, einem Schritt zurück, dem dann zwei mutige Schritte nach vorn folgen könnten (Hugo Bütler von der "Neuen Zürcher Zeitung" ).
Als eine Ursachen der Krise wurde auch ein zynischer Populismus geortet, der zum innenpolitischen Nutzen Feindbilder (polnische Installateure und Fliesenleger) aufbaut, aber auch Regierungen verleitet, innenpolitisches Versagen Brüssel in die Schuhe zu schieben.
Die rasche Erweiterung der EU sei zwar ein Erfolg für alle, aber von den Bevölkerungen der alten Länder psychologisch noch nicht verkraftet worden. Daher hätten sich die Beitrittsaussichten für Bulgarien und Rumänien, vor allem aber für die Türkei verdüstert.
Die Zuversicht der Runde für einen Ausweg aus der Krise untermauerte Jacques Schuster von der deutschen "Welt" : Das vorhersehbare Ende der Ära Schröder sei auch das Aus für den deutschen Versuch, mit Jacques Chirac eine Art EU-Direktorium aufzubauen. Wenn Angela Merkel die Achse mit Paris zerschlage, könne wieder Bewegung in die EU kommen. Schuster regte als Gewichtsverschiebung sogar einen deutsch-polnischen Vertrag nach Muster des Elysée-Vertrags an.