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In der Eurozone ist das Rezessionsrisiko aktuell deutlich höher als in den USA.
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Eine der meistdiskutierten Fragen an den Finanzmärkten ist derzeit, ob den Notenbanken, allen voran der Fed, in den kommenden sechs bis zwölf Monaten ein "Soft Landing" gelingen wird. Darunter wäre zu verstehen, dass die Geldpolitik nur so weit gestrafft wird, um zwar die Konjunkturdynamik abzukühlen und damit einhergehend die Teuerung einzubremsen, ohne aber einen starken Einbruch der Wirtschaft im Sinne einer Rezession zu verursachen.
Anhand einer zunehmenden Anzahl von Frühindikatoren zeigt sich schon jetzt, dass es zu einer Abkühlung kommen wird, allerdings erscheint die Rezessionswahrscheinlichkeit insbesondere in den USA immer noch relativ gering. In der Eurozone, nicht zuletzt aufgrund der geografischen Nähe zum Krieg in der Ukraine, ist das Risiko einer Rezession wohl deutlich höher einzustufen. Was für beide Regionen bis dato zutrifft, ist der robuste Arbeitsmarkt, der allerdings für die Notenbanken gewissermaßen Fluch und Segen zugleich ist. Denn einerseits ermöglicht eine sehr geringe Arbeitslosigkeit Spielräume für ein restriktiveres Vorgehen in Hinblick auf die Sorgen vor einer Lohn-Preis-Spirale, andererseits haben die Arbeitsmarktzahlen unter den Makrodaten einen vergleichsweise nachhinkenden Informationsgehalt.
Der über die Geldpolitik vorgesehene Liquiditätsentzug über eher zügige Anhebung des Leitzinses, bei gleichzeitig deutlichem Abbau der Wertpapierbestände, ist für die Finanzmärkte schon jetzt ein beachtlicher Belastungsfaktor. Ob und inwieweit dadurch auch die Gesamtwirtschaft abgeschwächt und letztlich die Inflation eingedämmt wird, lässt sich heute noch nicht absehen. Das in der Historie immer wieder einmal gelungene "Soft Landing" wäre zwar wünschenswert, es stellt aber eine schwierige Gratwanderung für die Zentralbanken dar.