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Die Formel 1 hat man in ihrer Geschichte mindestens so oft totgeschrieben wie zum Nonplusultra der (Motor-)Sportwelt hochstilisiert. Aber mittlerweile muss man sich echt Sorgen machen, ob das Im-Kreis-Fahren in der bestehenden Form noch lange Zukunft hat: Schwache Nachfrage im europäischen Kernland, die sich unter anderem daran festmacht, dass Deutschland heuer erstmals kein Rennen austrägt (aber auch im ORF wollten am Sonntag im Schnitt nur 286.000 Zuschauer den Grand Prix von China sehen); das verstörende Packeln von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit Despoten aller Art; die wachsende Kluft zwischen "Arm" und "Reich" bei den Rennställen; und natürlich die Fadesse evozierende Dominanz von Mercedes, die den vormaligen Dominator Red Bull offen mit einem Ausstieg drohen lässt. Das alles wäre noch aushaltbar, wenn es wenigstens in den Cockpits mitreißende Charaktere gäbe, die den Fans das Zuschauen und -jubeln erleichtern würden. Die aktuelle Generation ist jedoch so blutleer, dass man Skandale nicht mal mehr inszenieren kann - das zeigte das China-Rennen nur allzu deutlich. Da beklagte sich der Zweite Nico Rosberg allen Ernstes bei seinem Teamkollegen und Sieger Lewis Hamilton, dass ihn der durch taktisches Langsamfahren zu mehr Reifenverschleiß getrieben und um die mögliche Siegchance gebracht hätte. Solch egoistisches Verhalten gehe nicht an, meinte Rosberg, zumal die Ferraris von hinten eine Gefahr gewesen wären. Wir können über derlei nur rätseln. Hat sich Rosberg vielleicht in der Sportart geirrt? Hat man ihm keine bessere Provokation eingeflüstert? Aufregen tut das keinen mehr: Eine Schmierenkomödie macht ein fades Rennen auch nicht besser.