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Eine stahlharte Schlacht

Von Helmut Dité

Wirtschaft

+++ Frankreich hat "größte Sorge". | "Kulturelle Unterschiede" zu groß. | Mittal: "Kein Werk wird geschlossen"


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P aris. "Größte Bedenken" hat Frankreichs Finanzminister Thierry Breton gegen das feindliche Übernahmeangebot des indischen Stahlkonzerns Mittal für den europäischen Konkurrenten Arcelor. Er verstehe nicht, wie Mittal die "kulturellen Unterschiede" zwischen den Unternehmen überbrücken wolle, sagte er Montag nach einem Treffen mit dem Stahlmagnaten Lakshmi Mittal.

"Lange und harte

In die gleiche Kerbe schlug Arcelor-Chef Guy Dolle: Das Mittal-Offert sei "Werte vernichtend", Arcelor werde seine Zukunft nicht mit Mittal teilen, die beiden Unternehmen seien "grundverschieden". Man habe ein Übernahmeangebot erwartet - und sei gut auf eine "lange und harte Abwehrschlacht" vorbereitet. Keine Gespräche gebe es mit Nippon-Steel, das an der Gerüchtebörse am Montag prompt als potentieller "Weißer Ritter" für Arcelor aufgetaucht war.

Die Luxemburger Regierung, die einen Anteil von 5,6 Prozent an Arcelor hält, hatte sich bereits am Sonntag quer gelegt, nachdem der weltgrößte Stahlkonzern Mittal am Freitag angekündigt hatte, Arcelor für 18,6 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Sollte es zu einer Fusion kommen, wäre der neue Stahlriese mit einer Produktion rund 100 Millionen Tonnen und einen Umsatz von 70 Milliarden Dollar rund drei Mal so groß wie der nächstgrößte Konkurrent Nippon Steel.

Arcelor ist selbst ein Fusionsprodukt

Arcelor wurde 2002 aus einem Zusammenschluss der französischen Usinor, der spanischen Aceralia und der luxemburgischen Arbed gegründet. Der Konzern beschäftigt weltweit 94.000 Mitarbeiter, davon 77.000 in Europa und 28.500 in Frankreich. Mittal Steel ist zu 88 Prozent im Besitz des indisch-stämmigen, weltweit drittreichsten Mannes Lakshmi Mittal.

Mittal, als beinharter Sanierer bekannt, begann am Montag in Paris eine Charmeoffensive: Er sei bereit, ein fusioniertes Unternehmen am Sitz der Arcelor-Zentrale in Luxemburg anzusiedeln. Er sicherte zudem den Bestand der Arcelor-Werke sowie den Erhalt betrieblicher Sozialstandards zu. "Wir haben keine Absicht, Werke in Europa zu schließen". Am Mittwoch will Mittal EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes in Brüssel treffen. Branchenkenner erwarten kaum wettbewerbsrechtliche Bedenken der Europäer gegen die Megafusion.

Die deutsche ThyssenKrupp könnte von einer Fusion profitieren - und den kanadischen Konkurrenten Dofasco, den die Deutschen nach einer langen Bieterschlacht jüngst an Arcelor verloren hatten, doch noch bekommen.

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder sieht für seinen Konzern - Weltrang 41 - beim Zusammenschluss der beiden Stahlgiganten Vorteile: "Je weniger Spieler am Markt, desto stabiler die Preise".