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Eine Straße am Ende der Welt

Von Bernhard Baumgartner

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Wien ist um eine würdige Straßennamensträgerin reicher: Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger (die im Vorjahr verstorben ist) wird nun mit einem Straßenzug in Wien geehrt. In Floridsdorf gibt es künftig eine Christine-Nöstlinger-Gasse, wie Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler bekanntgab. So wie fast alle neuen Straßen befindet sich diese an der Peripherie der Stadt. Im Bereich der Donaufelder Straße 77, vor dem Campus Donaufeld. Genau: Zwischen dem Café "Helga", der Pizzeria "Michelangelo" und einem indischen Lokal mit sensationellen Online-Kritiken darf künftig die Mutter der "Feuerroten Friederike" ihr ehrwürdiges Andenken genießen.

Die gebürtige Hernalserin hätte die Straße, die echte Wiener wohl "am Ende der Welt" verorten würden, vermutlich nicht gestört. Echte Hernalser wissen, dass etwas nicht zentral sein muss, um schön zu sein. Und doch ist es irgendwie bedauerlich, dass sich nicht eine würdigere Straße für so eine bedeutende Autorin gefunden hat, vielleicht sogar eine in Hernals. Möglicherweise sollte man auch darüber nachdenken, ob man Straßennamen wirklich bis in alle Ewigkeit vergibt oder ob der eine oder andere Gemeinderat aus dem 19. Jahrhundert nach hundert Jahren Ehrung auch einmal genug gewürdigt wurde und er einem Menschen mit rezenteren Verdiensten Platz machen sollte. Autorin Mira Lobe und Falco hat man ja auch mit ein paar Metern an einem Park in der Donaustadt abgespeist. Gut gemeint, sicherlich, aber eigentlich nicht gut.