Drei der erfolgreichsten Spitzenmanager des Landes beklagen die Minderleistungen der Politik. Sie einfach zu ignorieren ist keine sehr schlaue Idee.
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So wenig die Produkte des Voest-Chefs Wolfgang Eder (Stahl), des OMV-Vorstehers Gerhard Roiss (Sprit) und des Erste-Generals Andreas Treichl (Finanzen) einander ähneln, so ähnlich sind die Ansichten der drei Herren über die Qualitäten der politischen Führungskräfte. "In anderen Ländern weiß man vorher, woran man ist. In Österreich greift man hingegen in bestehende Investitionen ein", ärgerte sich dieser Tage der OMV-Chef angesichts einer rückwirkenden Steuererhöhung. "Wenn man die Kuh schlachtet, statt sie zu melken, dann ist das (von der Regierung, Anm.) sehr kurzfristig gedacht."
Nicht viel zartfühlender fiel das Urteil des Voest-Chefs aus: "Fünf Jahre hält das Land vielleicht noch aus, ohne dass die Probleme Verwaltung, Pensionen, Bildung gelöst werden, mehr aber nicht." Und den naheliegenden Schluss aus dieser unerquicklichen Befindlichkeit dürfte der Erste-Chef, jedenfalls einem Bericht des tschechischen Staatschefs zufolge, zumindest erwogen haben: nämlich eine Übersiedlung seines Hauses nach Prag, wo die Steuern niedriger sind und die Marktwirtschaft angesehener ist als hierzulande.
Nun stimmt schon, dass Jammern traditionell der Gruß des Kaufmanns ist - und doch deutet die Intensität der Kritik einiger der angesehensten und erfolgreichsten Manager des Landes an den Regierenden auf weit mehr als das milieubedingte Wehklagen hin. Treichl, Eder, Roiss und andere Führungskräfte weisen mit Recht, aber leider ohne sichtbaren Erfolg auf die wirklichen Probleme dieser Republik hin. Diese aufzuzählen erübrigt sich im Grunde, weil die hiesigen Problemzonen ja bestens kartografiert sind: eine irre Steuer-und Abgabenlast, zu wenig Stabilität und Kontinuität im Wirtschaftsrecht, bürokratische Drangsalierungen der Unternehmungen sonder Zahl, die Aufrechterhaltung eines viel zu ineffizienten Staatsaufbaues und all die anderen Dauergäste in den Mängellisten der Republik.
Die Regierung erweckt freilich nicht wirklich den Eindruck, die Kritik der Spitzenmanager übertrieben ernst zu nehmen. Doch das ist keine sehr schlaue Idee. Denn Österreichs Wirtschaft ist zwar alles in allem noch ganz in Ordnung - aber eben nur "noch".
Denn die von der Manager-Troika aufgezeigten Mängel beginnen langsam aber sicher, unseren Wohlstand zu unterminieren. Dass Österreich mittlerweile zu einem Nettoexporteur von hochqualifizierten Menschen im besten Erwerbsalter geworden ist, führt der Voest-Chef auf die drückende Steuerlast zurück, freilich ohne dass sich an diesem Problem etwas ändern würde. Und wenn der OMV-Chef sich bitter darüber beschwert, dass die Republik in ihrer Gier nach Steuergeld Abgaben für sein Unternehmen nicht nur um Millionen erhöht, sondern auch noch rückwirkend, wird das potenziellen Investoren nicht wirklich den Mund wässrig machen.
Beides, Investoren und hochqualifizierte Arbeitnehmer, wird Österreich in den nächsten Jahren dringend brauchen, nicht zuletzt um die angestiegene Arbeitslosigkeit wieder in den Griff zu bekommen.
Auch wenn Eder, Roiss und Treichl der Regierung wenig Vergnügen bereiten - diese Troika zu ignorieren ist zwar eine Option, aber eine denkbar schlechte.