Der Wiener Aktienmarkt orientierte sich in der vergangenen Woche weiterhin an den internationalen Börsen und ließ sich von diesen nach unten ziehen. Wie in der Vergangenheit schon so oft, ist Wien dem Abwärtstrend allerdings stärker gefolgt als der anschließenden Aufwärtsentwicklung.
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Während alle europäischen Aktienmärkte die Woche sogar mit einem Plus abschließen konnten, gab es hierzulande eine negative Performance. Vor allem in der ersten Wochenhälfte standen die Märkte gehörig unter Druck, wobei Banken und Automobilwerte zu den großen Verlierern zählten. Die negative Haltung gegenüber Aktien schien keine Ende zu finden, zahlreiche Indizes testeten schon lange nicht mehr gesehene Tiefstände. Völlig unvermutet gab es aber am Donnerstag und Freitag einen starken Rebound. Experten erklärten dies vor allem damit, daß die Aktienmärkte schon stark ausverkauft waren, denn fundamental hatte sich weder in der weltweiten Konjunkturentwicklung noch bei den Unternehmen entscheidendes geändert. Der österreichische Aktienmarkt konnte sich der internationalen Entwicklung nicht entziehen und fiel im ATX zeitweise unter den Startwert von 1.000 Punkten aus dem Jahr 1991. Die Gegenbewegung war aber viel zu schwach, um die zuvor erlittenen Kursverluste wieder aufzuholen.
Der Leitindex ATX, der bereits bis auf 991,23 Punkte gefallen war, schloß die Berichtswoche mit 1.014,12 Zählern, was im Vergleich zur Vorwoche aber noch immer ein Minus von 2,85% bedeutet. Der den Gesamtmarkt repräsentierende WBI schwächte sich um 1,89% auf 432,62 Punkte ab. Eine Talfahrt ohne Ende ist bei den im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Werten zu beobachten, die in der Berichtswoche um weitere 7,69% eingebrochen sind und damit seit Jahresbeginn bereits ein Minus von über 31% zu verzeichnen hatten. Von den 14 Titeln in diesem Bereich erzielte nur die insolvente CyberTron einen Kursanstieg um 27,3% von 11 Cent auf 14 Cent.
Im prime market standen die Verlierer zu den Gewinnern im Verhältnis 5:1, wobei zahlreiche Werte neue Jahrestiefstkurse verzeichneten. Massive Verluste verzeichneten BWT (-19,9%), CLC (-16,7%), Wolford (-11,1%), VA Tech (-11%), Head (-10,7%) und Telekom Austria (-9,5%). Erste Bank gingen bis auf 53 Euro und damit bis nahe an das bisherige Jahrestief (52,17 Euro) zurück, konnten aber in der Folge wieder Boden gutmachen. Wilde Spekulationen haben auch Wienerberger (-7,5%) auf ein neues Jahrestief gedrückt, wovon sie sich nur schwer erholen konnte. Positiv in Erscheinung traten Do & Co (+4,9%), die eine Zusammenarbeit mit Coca-Cola getroffen hat, und der Flughafen Wien (+4,2%), der im September wieder steigende Passagierzahlen aufzuweisen hatte. Etwas freundlicher zeigten sich auch UNIQA und Investkredit.
Im standard market continuous gingen SW Umwelttechnik neuerlich stark (-10,7%) zurück und liegen nun mit dem neuen Tief von 20 Euro schon um fast 60% unter dem Jahresschluß 2001. Deutlich schwächer notierten auch Lenzing (-5,2%) und bauMax (-4,7%). Zu den wenigen Gewinnern zählten neben CyberTron auch Bauholding (+3,1%).
Im standard market auction waren die Kursrückgänge überraschend gering. Lediglich die Stamm- und Vorzugsaktien der Schlumberger gaben um 4,8% bzw. 8,2% nach. Vogel & Noot Vorzug kletterten sogar um 34,2%, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse