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Der begnadete Polemiker und politische Überlebenskünstler Josef Cap feiert seinen 60er.
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Alt werden ist zweifellos eine Gnade, für Politiker allerdings auch ein Fluch. Im Zuge eines langen politischen Lebens in ruhigen Zeiten lassen sich wunderbar die Irrungen und Verrenkungen aus den Archiven hervorholen, die unvermeidlich sind, wenn man den Ehrgeiz hat, stets ganz oben mitzuspielen.
Josef Cap, der am heutigen 4. Jänner seinen 60. Geburtstag feiert, wollte das ganz sicher: nach oben hinauf, dort sitzen, wo die Entscheidungen getroffen werden. Der Bürgersohn aus Hernals, der in Privatschulen humanistisch gebildet wurde, der bekennende Katholik, betrat mit einem Knalleffekt die große politische Bühne. 1982 stellte Cap, damals Juso-Chef, in der Pose des jugendlich-linken Polit-Rebells dem ebenso mächtigen wie zwielichtigen burgenländischen Landeskaiser Theodor Kery auf dem SPÖ-Parteitag drei legendäre Fragen.
Es war dies der Anfang vom Ende der langen Karriere Kerys und die Startrampe für den Aufstieg Caps. 1983 wurde er mit dem Image des linken Revoluzzers und der damals sensationellen Zahl von 62.450 Vorzugsstimmen - bis heute als Erster und Einziger - direkt in den Nationalrat gewählt.
Die in ihn gesetzten Erwartungen als linker Hoffnungsträger erfüllte Cap allerdings nicht. Politische Inhalte waren ihm nicht wirklich ein Anliegen, sein Augenmerk galt stets dem größeren Ganzen des politischen Spiels: der Eroberung und Verteidigung der Macht für die SPÖ, der er als Zentralsekretär (1988 bis 1993), als Bundesgeschäftsführer (1993 bis 1995), als geschäftsführender Klubobmann (2000 bis 2007) diente und bis heute als Klubobmann dient. Heute ist Cap der dienstälteste Parlamentarier im Nationalrat. Politisch aufsehenerregende Vorstöße hat man von ihm allerdings schon lange nicht mehr gehört.
Dass er bis heute unabkömmlich für die Kanzlerpartei ist, verdankt der passionierte Langstreckenläufer aus Wien seinem größten Asset: seiner beißenden Rhetorik. Tatsächlich ist Cap der mit Abstand beste Redner seiner Fraktion und ziemlich sicher auch des gesamten Parlaments. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass gute Redner nicht wirklich die Stärke unseres Parlamentarismus sind.
Das Florett ist dabei nicht Caps Sache, vielmehr überschüttet er die politischen Gegner mit beißendem Spott und Hohn. Selbst vor Kabaretteinlagen schreckt der rote Klubchef nicht zurück. Und im Eifer des Gefechts kann es ihm schon passieren, dass er die Grenzen des politisch Zulässigen überschreitet.
So legendär wie seine Rhetorik ist sein Hang zu überschaubarem Arbeitseinsatz. Dass Sachpolitik, die Fleiß und Detailversessenheit verlangt, eine Stärke Caps sei, behaupten nicht einmal seine engsten Freunde. Selbst wenn er solche in der Politik haben sollte. Geselligkeit wird ihm nicht attestiert. Stattdessen zeichnen sich mit zunehmendem Alter die Strapazen des Laufens ins hagere Gesicht.
Und wenn einer der letzten Intellektuellen dieser SPÖ tatsächlich einmal lächelt, dann ist meist Spott der Anlass. Ein herzliches Lachen kommt ihm selten vor den Kameras über die Lippen.