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Eine unvermeidliche Beziehung

Von Martyna Czarnowska

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Den Westbalkan zu vernachlässigen, kann sich die Europäische Union nicht leisten.


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Von Berlin über Paris und Triest nach London: Es ist ein seltsamer Weg, den die Westbalkan-Gipfel nehmen. Ausgerechnet die Briten, die aus der Europäischen Union austreten wollen, werden nächstes Jahr die Veranstaltung ausrichten, bei der Spitzenvertreter von sechs Staaten erneut die Versicherung hören wollen, dass ihre Länder in der EU einen Platz finden. Zu dem Zweck sind Politiker aus Serbien, Montenegro, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo sowie Albanien diese Woche in die italienische Hafenstadt Triest gereist.

Tatsächlich war dort viel von der "europäischen Perspektive" für den Westbalkan die Rede. Doch noch mehr von der Notwendigkeit einer "regionalen Zusammenarbeit", die den Ländern nicht nur wirtschaftlichen Aufschwung bringen, sondern auch die EU-Annäherung beschleunigen soll.

Der Ansatz ist nicht neu. Schon vor zwanzig Jahren habe ihn die Union gepredigt, sagt Tobias Flessenkemper vom in Nizza ansässigen Europa-Institut CIFE. Und die Beziehungen zwischen der Gemeinschaft und dem Westbalkan reichen noch viel weiter zurück. "Jugoslawien war in den 1980er Jahren das am stärksten assoziierte Land mit der EU", betont der Balkan-Experte. Doch sei das Verhältnis immer stark asymmetrisch gewesen, was sich etwa in Handelsdefiziten und einer hohen Abhängigkeit von internationalen Geldgebern ausdrückte.

Und auch jetzt müht sich die Wirtschaft in der Region mit zahlreichen Hemmnissen. Die ökonomische Entwicklung der letzten zehn Jahre hat keinen deutlichen Aufschwung, keine spürbare Anhebung des Lebensstandards gebracht. "Desintegration ist einer der teuersten, langwierigsten und schädlichsten Prozesse", stellt Flessenkemper fest. Damit hat der Westbalkan denn auch lange Erfahrung: Die Zusammenbrüche des Osmanischen und des Habsburger-Reiches hinterließ ebenso seine Spuren wie die Auflösung Jugoslawiens und die damit verbundenen Kriege.

Daher könnte eine erneute Vernetzung, die Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes durchaus Vorteile für die Region bringen. Doch gleichzeitig ruft das Sorgen hervor: vor einer Dominanz Serbiens, vor einer Distanzierung der EU. Auch stelle sich laut Flessenkemper den Menschen die simple Frage, warum sie untereinander und nicht mit der EU kooperieren sollen: "Wenn wir mit unseren Nachbarn zusammen arbeiten, die genauso arm sind wie wir, wie sollen wir dann reicher werden?" So sei der regionale Ansatz kein schlechter aber möglicherweise ein schlecht durchdachter Vorschlag.

Dennoch scheint es keinen anderen Weg als über das Miteinander zu geben - mit den Nachbarn und mit der EU. Flessenkemper nennt es eine "unvermeidliche Beziehung". Und solch eine kann eben auch zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Das zeigt sich sogar noch nach der Aufnahme in die Union, wie bei den Grenzstreitigkeiten zwischen Kroatien und Slowenien.

Aber auch für die EU liegt es im eigenen Interesse, Stabilität und Wohlstand auf dem Westbalkan zu fördern. Es geht um Geld und Einfluss, um Märkte und Sicherheit. Die Region zu vernachlässigen, kann sich die EU schlicht nicht leisten.