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Private im Wettlauf mit dem Staat. | Start noch in den Sternen. | Cambridge/USA. (ap) Menschen suchen stets nach Herausforderungen. Manche planen sogar eine Siedlung auf dem Mars - und das innerhalb der nächsten 20 Jahre.
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Die Rede ist von der US-Firma 4Frontiers in Florida. Auf den ersten Blick scheint das Ziel des Unternehmens weit hergeholt. Auch die anfänglichen Pläne - die Entwicklung eines 2.250 Quadratmeter großen Modells der Mars-Siedlung auf der Erde - sind eher bodenständig statt abgehoben. 4Frontiers meint es aber ernst, so ernst wie die 25 Millionen Dollar (20,4 Millionen Euro), die Investoren bereitstellen sollen.
Chef und Gründer des Unternehmens ist Mark Homnick, ein ehemaliger Manager von Intel. Und er ist zuversichtlich. "Ein paar Millionen" habe er schon bekommen, sagte er. Innerhalb der nächsten fünf Jahre will er an die Börse.
Das klingt ganz einfach, es bleiben aber einige Fragen: Warum sollen Menschen überhaupt auf dem Mars leben? Und ist ein Privatunternehmen berechtigt, in das Allgemeingut der Menschheit einzugreifen? Homnick und seine Mitgründer, der Mars-Fan Bruce Mackenzie und Joseph Palaia, ein 25-jähriger Absolvent der Technischen Hochschule in Massachusetts, sehen in der Eroberung des Alls die Möglichkeit, Katastrophen auf der Erde zu entfliehen. Die Kern-Vision steckt im Firmennamen: Die vier Grenzen sind die Erde, der Mond, der Mars und die Asteroiden.
"Es ist die natürlichste Sache der Welt, dass das Leben versucht, sich auszubreiten und sich anzupassen", sagt Mackenzie. "Bei einem Waldbrand in einem Tal werden alle Organismen aus dem nahe gelegenen Tal langsam aber sicher in das abgebrannte Tal übersiedeln und es wieder bevölkern. Einige Arten, die es nicht tun, sterben womöglich aus." Die Reise ins Weltall bedeutet für ihn, dass das Leben auf der Erde versucht, gemeinsam ins nächste Tal zu kommen. Und das schafft man nur mit einer neuen Generation von Raumschiffen.
Auch US-Präsident George W. Bush verfolgt sein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm mit dem Bau einer bemannten Mars-Mission. Doch Mackenzie glaubt, dass die Bürokratien das Vorhaben lähmen werden.
4Frontiers hat bereits damit begonnen, Patente und technische Ideen zu sammeln, die die Landung einer kleinen Crew und den Bau einer Siedlung auf dem Mars ermöglichen könnten. Dazu gehört auch das so genannte Terraforming. Es sieht vor, die Atmosphäre und die Oberfläche des Roten Planeten so zu verändern, dass sie irdischen Bedingungen ähnlich werden.
Mit Hilfe von Gutachten versucht die Firma nebenbei ihr Wissen an Raumfahrtbehörden wie die NASA weiter zu geben. 4Frontiers entwickelt auch Mars-Szenen für Kinofilme und Mars-Flüge für Vergnügungsparks.
Der Geschäftsplan sieht vor, mit den genannten Projekten Gewinne von rund 27,7 Millionen Euro bis 2010 einzufahren. Trotzdem steht der Start einer Rakete ins All aus finanziellen Gründen noch lange in den Sternen.
Desweiteren darf auch der Weltraumvertrag (Outer Space Treaty) von 1967 nicht außer Acht gelassen werden. In Artikel II ist festgelegt, dass Nationen nicht berechtigt sind, Besitzansprüche im Weltraum, auf dem Mond oder anderen Himmelskörpern zu erheben. Privatpersonen oder Organisationen werden jedoch nicht in dem Vertrag erwähnt.