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Eine "verlorene Generation" droht

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Arbeitslosenquote bei Jugendlichen liegt doppelt so hoch wie bei Erwachsenen. | Wenig Geld, sporadische Beschäftigung. | Wien. Die Jugendarbeitslosigkeit hat im Vorjahr das höchste Level seit den Aufzeichnungen vor zwei Jahrzehnten erreicht, heißt es von der UNO-Arbeitsorganisation ILO. In einem Bericht zur Jugendbeschäftigung zeichnet die ILO ein tristes Bild: 81 Millionen der 15- bis 24-Jährigen waren weltweit Ende des Vorjahres arbeitslos gemeldet. Demnach waren 13 Prozent der Jugendlichen ohne Job, um 1,1 Prozentpunkte mehr als 2007. Die ILO rechnet mit einem weiteren Anstieg auf 13,1 Prozent in diesem Jahr, erst 2011 werde sich die Lage leicht entspannen.


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Die Krise traf Jugendliche besonders stark: In der EU sowie in Österreich liegt die Arbeitslosenquote von Jugendlichen doppelt so hoch wie die der Erwachsenen. In der EU lag die Jugendarbeitslosenrate zuletzt bei 20,3 Prozent. Schlusslicht ist Spanien, wo vier von zehn Jugendlichen ohne Job dastehen. Österreich gehört mit 9,5 Prozent zu den Musterschülern, doch auch hierzulande haben atypische und prekäre Beschäftigungsverhältnisse laut Wifo zuletzt zugenommen.

Die Arbeitslosenraten sind nur die Spitze des Eisbergs, warnt die ILO. Jugendliche arbeiten besonders oft in informellen, sporadischen oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen mit wenig Einkommen und geringer Absicherung. Ohne finanzielle Absicherung werden aber Familiengründung und größere Anschaffungen verschoben.

"Im Unterschied zu früher, als man in einer Firma durchgehend bis zur Pension gearbeitet hat, werden die Erwerbsbiografien bunter", sagt Professor Emmerich Talos, Experte für Sozialpolitik. Häufige Jobwechsel und erwerbslose Phasen werden Usus. Ein Zeichen dafür sieht Talos in der "Generation Praktikum", von der Unternehmen nicht oder schlecht bezahlte Arbeit erwarten.

An der Ausbildung liege es nicht: Trotz Fremdsprachenkenntnissen und Auslandsaufenthalten hätten es Einsteiger schwer, die Anforderungen seien beachtlich. Viele Überqualifizierte verkaufen sich unter ihrem Wert, Menschen ohne Ausbildung haben es noch schwerer bei der Jobsuche. Lücken und Arbeitslosigkeit am Beginn der Karriere können die Jobaussichten für das ganze Leben trüben.

Arm trotz Arbeit

Die ILO warnt vor "Risiken eines Krisenvermächtnisses einer verlorenen Generation von jungen Menschen, die aus dem Arbeitsmarkt hinausgefallen sind und jegliche Hoffnung verloren haben, für einen anständigen Lebensunterhalt sorgen zu können". Ohne feste Arbeit blicken Jugendliche in eine ungewisse Zukunft.

Obwohl sie die Grundlage für künftigen Wohlstand einer Gesellschaft sind, haben sie unverhältnismäßig große Schwierigkeiten, eine feste Stelle zu finden und zu behalten. "Jugendliche sind Treiber des Wirtschaftswachstums. Auf dieses Potenzial zu verzichten ist eine wirtschaftliche Verschwendung und kann die soziale Stabilität mindern", so ILO-Chef Juan Somavia.

Die steigende Jugendarbeitslosigkeit werde signifikante Folgen für Jugendliche haben, weil Neueinsteiger aus den nachkommenden Jahrgängen sich zu den Arbeitslosen einreihen. Die ILO erwartet, dass bei einem Aufschwung die Arbeitslosenrate bei Jugendlichen später als bei Erwachsenen zurückgehen wird.

Für jene, die in der Krise keinen Job gefunden haben oder gekündigt wurden, sieht es schlecht aus: "Bei Neueinstellungen werden sicher nicht jene als Erste genommen, die seit Jahren erfolglos auf Stellensuche sind", sagt Wifo-Arbeitsmarktexpertin Hedwig Lutz.

Zudem sind jugendliche Erwerbstätige öfter von Armut betroffen als andere Altersgruppen, heißt es im Bericht. 152 Millionen Jugendliche, das sind 28 Prozent aller erwerbstätigen Jugendlichen, mussten 2008 mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Kopf am Tag auskommen. Damit machen sie ein Viertel der weltweiten "Working Poor" aus.