)
Aufsicht deckelt Risiko aus Neukrediten, verlangt höheren Anteil an Spareinlagen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Österreichs Aufsichtsbehörden treten beim Neugeschäft der heimischen Großbanken im Osten auf die Bremse: Die Osteuropa-Töchter der drei großen Player (Bank Austria, Raiffeisen Bank International und Erste Group) müssen künftig selbst mehr Geld in ihrem Heimmarkt aufstellen. Weil der Zugriff der Tochterbanken auf den Geldmarkt wegen der Finanzkrise vielfach beschränkt ist, sind sie momentan nämlich stärker auf Liquidität von ihren Mutterinstituten angewiesen.
Das wollen die Finanzmarktaufsicht (FMA) und die Nationalbank (OeNB) ändern: Damit die Osteuropa-Töchter unabhängiger und stabiler werden, deckeln die Behörden die Vergabe neuer Kredite. Diese soll künftig auf 110 Prozent der vorhandenen Einlagen beschränkt sein. Konkret: Die jeweilige Tochterbank darf für jeden Euro aus Sparguthaben, lokal begebenen Bank-Anleihen oder aus Krediten der Osteuropabank EBRD und Investitionsbank EIB maximal 1,10 Euro an neuen Krediten vergeben.
Noch vor Jahresende wird diese Richtlinie veröffentlicht, zu deren Einhaltung sich die betroffenen Banken nach "intensiven Konsultationen" verpflichtet hätten, sagte FMA-Chef Kurt Pribil. Die Regelung gilt ab 2012 und soll Kreditexzesse verhindern, wenn das Wachstum in Osteuropa anzieht.
Zugleich wird damit das Risiko weiterer massiver Kreditausfälle begrenzt und sichergestellt, dass die Großbanken ihrem Herkunftsland nicht noch stärker über den Kopf wachsen. Davor hatte kürzlich die Ratingagentur Standard & Poor’s gewarnt - und die Frage aufgeworfen, ob der Staat Österreich "seine" Banken im Ernstfall überhaupt auffangen könnte. Die Banken haben in Osteuropa nämlich Forderungen, welche die Wirtschaftsleistung eines Jahres übersteigen. Allerdings seien die Kredite ohnehin zu fast 92 Prozent aus lokalen Einlagen refinanziert, heißt es seitens der Banken. Die Gegenüberstellung von Krediten und BIP sei somit eine "Milchmädchenrechnung".
OeNB-Nowotny: "Geht nicht um Rückzug aus der Region"
Für die Aufseher ist jedenfalls eine Grenze erreicht: Die verlangten 110 Prozent Deckung entsprechen genau dem Status quo. Was die Regulatoren mit Sorge erfüllt, ist aber weniger der Durchschnitt als eklatante Ausreißer. In einzelnen Märkten sei mehr als das Doppelte an Krediten vergeben worden.
"Es geht nicht um einen Rückzug aus der Region", betonte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny bei einem Pressegespräch: "Wir sind überzeugt, dass das Geschäft in Osteuropa für die Region und die Banken ein großer Erfolg war und ist." Man müsse aber auch die Risiken sehen.
Die Erste Group bezifferte das Verhältnis von Krediten zu Einlagen zuletzt mit 111 Prozent - sie hat besonders in Ungarn und der Ukraine ein überdimensionales Kreditgeschäft. Die Bank Austria gibt das Verhältnis mit 127 Prozent an. Die Raiffeisen Bank International kam zuletzt auf 125 Prozent, wobei gröbere Ausreißer das (relativ kleine) Slowenien-Geschäft mit 280 Prozent sowie die Kredite in der Ukraine (153 Prozent) sind. Diese Angaben der "Loan-Deposit-Ratio", wie die Kennzahl im Fachjargon genannt wird, sind aber aufgrund abweichender Definitionen tendenziell höher als in der Berechnung der Aufseher.
Großbanken auf Kapitalpfad Richtung Basel III genötigt
Diese ziehen auch beim Eigenkapital die Schrauben noch stärker an: Für die drei großen Banken werden die strengeren Kapital-Vorgaben ("Basel III") schon 2013 gelten. Damit müssen die Institute eine harte Kernkapitalquote von mindestens sieben Prozent vorweisen - ohne Einschleifregelung, welche Basel III bis 2018 vorsieht. Zusätzlich verlangen Österreichs Aufseher ab 2016 je nach Risikolage einen Zusatzpuffer von "bis zu 3 Prozentpunkten". Mindestens 2 Prozentpunkte sind dem Vernehmen nach fix eingeplant.
Den Banken entstehe dadurch kein extremer zusätzlicher Kapitalbedarf, sagte FMA-Chef Pribil: Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) verlangt nach dem Stresstest ohnehin eine Quote von 9 Prozent. Unter diesen Wert sollen die Banken aber selbst dann nicht zurückfallen, falls die EBA ihre Vorgaben in späteren Jahren lockern sollte. Österreichs Regulatoren erlauben zumindest die volle Anrechnung des Partizipationskapitals aus dem Bankenhilfspaket.
An der Wiener Börse wurden die Bankaktien am Montag geprügelt. Die Erste Group büßte 9,5 Prozent ein und fiel auf 11,82 Euro; Raiffeisen Bank International verlor 5,8 Prozent und schloss bei 15,34 Euro.