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Eine WM lässt nachspielen

Von Christoph Rella

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In jedem zweiten Spiel dieser Fußball-Weltmeisterschaft fielen noch in den letzten Spielminuten Tore. Dem Turnier tut das nur gut.


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Bei den Wettprofis klingeln derzeit ordentlich die Kassen. Zumindest bei jenen, die bei ihren Einsätzen nicht darauf vergessen, regelmäßig auch auf die Zusatz-Wette "Letztes Tor fällt in Minute 76-90" zu setzen. Die in dieser Hinsicht spannend laufende WM in Brasilien und eine Quote von durchschnittlich 1,93 machen das möglich.

Denn klopft man die Statistik der bisher gespielten WM-Partien nach späten Treffern ab, so offenbaren sich beeindruckende Zahlen. Seit Beginn der WM bescherte die letzte Viertelstunde in 21 von 54 Spielen zumindest ein spätes Tor. Das entspricht immerhin einem Anteil von 39 Prozent. Hinzu kommt, dass nicht wenige Treffer entscheidend für das Spiel und den Aufstieg in die Finalphase waren. Zu erwähnen wären die Siegestreffer der USA gegen Ghana (87. Minute), Belgiens gegen Algerien (80.) und Russland (88.), Uruguays gegen England (85.) und Italien (81.) sowie Portugals gegen Ghana (80.). In besonderer Erinnerung geblieben ist auch das Ausgleichstor von Wesley Sneijder im Achtelfinalspiel gegen Mexiko (88.), das die 0:1 hinten liegenden Niederländer wieder zurück ins Spiel brachte und gleichzeitig die Voraussetzung für Klaas Huntelaars Siegestor in der 94. Minute der Nachspielzeit bildete.

Apropos Nachspielzeit. Auch hier hat die Weltmeisterschaft einen regelrechten Torreigen aufzuweisen, und zwar in immerhin zehn von 54 Partien, wobei die Mehrzahl über Sieg oder Niederlage, Aufstieg oder Fall entschied. Man denke etwa an den späten 2:1-Siegestreffer der Schweizer im Auftaktspiel der Gruppe E gegen Ecuador (93.) oder das unverdiente 1:0 von Lionel Messi gegen den Iran (91.). Im Fall der Portugiesen war es hingegen Silvestre Varela, der sein Team mit seinem Ausgleich zum 2:2 gegen die USA in der 95. Minute noch vor dem Aus bewahrte. Dabei war das alles nichts gegen das, was die Griechen bei diesem Turnier durchmachen mussten. Nachdem Giorgos Samaras im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste noch in der 93. Minute ein 1:0 (und damit den Aufstieg) für sein Land gerettet hatte, ging der Krimi im Achtelfinale weiter, wo dann Sokratis mit seinem Ausgleichstor gegen Costa Rica (91.) nochmals Hoffnung aufkeimen ließ und den Fans 30 Extra-Spielminuten samt Penaltyschießen schenkte - wenn auch vergeblich.

Wenn das so weitergeht, dürfen wir uns also auf eine dramatische Finalphase freuen - mit vielen Last-Minute-Toren, Verlängerungen und Elfmeterkrimis. Eines lässt sich daher jetzt schon sagen: Diese WM wird wohl als eine der spannendsten in die Geschichte eingehen. Schade nur, dass Österreich diesmal nicht dabei sein darf. Zumindest hätten wir in Sachen späte Tore einen Beitrag leisten können. So wie bei der letzten WM-Teilnahme 1998 in Frankreich. Drei Treffer erzielte die Nationalmannschaft damals - und alle in der Nachspielzeit.