Ethno-Agentur führt Integrationswoche durch. | "Stationen der Vielfalt" stehen im Vordergrund. | Wien. "Integrationswoche" heißt das neueste Projekt von Dino Sose, dem Geschäftsführer der Ethnomarketing-Agentur Bum Media. Eine Woche lang sollen dabei "Stationen der Vielfalt" in den Vordergrund gestellt werden. Dies seien "Plätze, wo Vielfalt gelebt wird und selbstverständlich ist", meint Sose. Er nennt das Projekt seinen "eigenen Beitrag zur Integration". Gängige Schlagwörter möchte er vermeiden, doch er schafft es nicht ganz: "Integration ist eine Zweibahnstraße." Aber was das konkret heißt? Eines Tages sollte zweierlei selbstverständlich sein: "Dass Menschen mit Migrationshintergrund Deutsch können und sich hier wohlfühlen."
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Mehr als 120 Veranstaltungen erwarten die Wiener von 2. bis
8. Mai. Das Programm ist bunt: Am Montag kann man beim Verein Piramidops mehr über "Alltagsleben und Integrationsprozesse migrantischer Frauen" erfahren und selber mitdiskutieren. "Integration unter der Gürtellinie" heißt das Programm am Freitagabend im Bildungshaus Habibi von Österreichs erstem türkisch-stämmigen Kabarettisten Jack Nuri. Während der ganzen Woche gibt es die Kunstwerke des afrikanischen Künstlers Tapiwa Vambe im Club International zu besichtigen, oder das auf Schüler mit Migrationshintergrund spezialisierte Phönixrealgymnasium zu besuchen. Auch ein Netzwerkabend für Unternehmer mit ex-jugoslawischen Hintergrund findet in der Wiener Wirtschaftskammer statt. Der Sender Okto TV bietet allen Interessierten einen interkulturellen Reportageworkshop an.
"Wir haben etliche Wiener Vereine abgeklopft", erzählt Antal Kanjo, der bei Bum Media für das Marketing zuständig ist. Ansprechen wolle man alle Menschen - ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Es gehe eben um "Transkulturalität". Kooperationspartner sind das Mobilfunkunternehmen eety, die Solarienkette Sun Company, die Magistratsabteilung 17 für Integration und Diversität sowie das Diversity Referat der Wiener Wirtschaftskammer.
Manche sind noch in dritter Generation Ausländer
Dino Sose ist selbst ein "neuer Österreicher". 1993 floh er als 18-Jähriger aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland, 2005 kam er aus privaten Gründen nach Wien. Die intensive Tätigkeit, die er seither hier entfaltet hat, kann man am besten mit den beiden Worten "Medien" und Interkulturalität" umschreiben. Seine Agentur Bum Media bringt monatlich zwei Zeitschriften heraus - "Bum Austrija" auf Serbokroatisch und "Gazete Bum" auf Türkisch -, auf Okto gibt es die Sendung "Bum TV".
"Ich träume von jenem Tag, an dem wir nicht mehr über Integration diskutieren", meint Sose. Dann werde jedem klar sein, "dass Wien seine Stadt ist und die Stadt seiner Nachfahren." Leider gebe es Migranten, die sich noch in dritter, vierter Generation Ausländer nennen, "vielleicht auch, weil sie als solche gesehen werden".
Und auch mit der Rechtslage ist Sose unzufrieden: "Als Unternehmer bezahle ich Steuern und Sozialversicherung, beschäftige Arbeitnehmer und kann zugleich nicht an Wahlen teilnehmen, einen Kredit für Betriebsinvestitionen aufnehmen oder in einer Gemeindewohnung wohnen. Seit Jänner warte ich auf die Verlängerung meiner Aufenthaltsgenehmigung." An Rückkehr in seine Heimat denkt er nicht. "Meine Tochter ist praktisch Wienerin. Ich kam vom Land meiner Vorfahren in das Land meiner Nachfahren."
Dino Sose hofft, dass Vielfalt in "einer modernen, weltoffenen Stadt wie Wien" selbstverständlich wird. Kurz vor Beginn der Integrationswoche widmet sich am Samstag der "Ball der Diversität" im Wiener Kursalon der Wiener Vielfalt. Alle Migrantencommunitys werden dort erwartet.
www.integrationswoche.at