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Eine Wunderbohne geht ihren Weg

Von Marlies Rosner

Wirtschaft
Soja wirkt auf den ersten Blick wie eine kleine unscheinbar Bohne. Doch in der goldgelben Sojabohne stecken eine Menge Nährstoffe und sie ist rundum gesund. Foto: Corbis

Soja als heimischer Exportschlager. | Anbauflächen legten heuer um fast 40 Prozent zu. | Wien/Linz. Beim Begriff Soja denkt der Großteil der Bevölkerung an die Abholzung des Regenwaldes oder Gentechnik. Das hat eine Studie von Sensor Mafo ergeben. Doch Österreich zeigt, dass auch etwas ganz anderes möglich ist. Denn während die großen Landwirtschafts- und Lebensmittelkonzerne gentechnisch verändertes Soja verarbeiten, haben sich heimische Landwirte für einen alternativen Weg entschieden. | Kraftfutter für Mensch und Vieh


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Auf Österreichs Feldern werden heuer 34.000 Hektar mit der Sojabohne bewirtschaftet (zum Vergleich: 2009 gab es 625.000 Hektar Getreide sowie 180.000 Hektar Mais).

Seit 2009 wuchs die Soja-Anbaufläche um fast 40 Prozent, Tendenz steigend. Soja wird in ganz Europa immer wichtiger. Vor allem die Nachfrage nach gentechnikfreiem Soja im Premium-Lebensmittel-Bereich steigt. Und genau diesem Bereich hat sich der Verein "Soja aus Österreich" verschrieben. Soja-Bauern, Verarbeiter und Lebensmittelproduzenten arbeiten Hand in Hand an hochwertigem Soja für die Speiseerzeugung. Bereits 20 Mitglieder aus ganz Österreich gehören dem Verein an. "Mittlerweile gibt es 140 österreichische Soja-Produkte, von Drinks und Joghurt über Tofu bis hin zu süßen und pikanten Knabbereien, die in 30 Ländern exportiert werden", erklärt Vereinsobmann Mathias Krön. Und im Export, vor allem in osteuropäische Länder, schlummert noch großes Potenzial.

Chancen für Österreichs Landwirte

Die heimischen Soja-Ernteerträge lagen 2009 bei 74.000 Tonnen. Nahezu die Hälfte davon (32.000 Tonnen) stammt aus Oberösterreich, das mit 10.500 Hektar auch die größten Anbauflächen hat. An zweiter Stelle liegt das Burgenland mit 10.500 Hektar Anbaufläche.

Im Vergleich zu den importierten 500.000 Tonnen Futtermittelsoja wirken diese Zahlen zwar gering, die Tendenz geht aber aufwärts, wie auch eine vom oberösterreichischen Agrarlandesrat Josef Stockinger in Auftrag gegebene Studie zeigt. "Die Anbauflächen in Österreich sollen systematisch um 3000 bis 4000 Hektar im Jahr wachsen. Das Potenzial für den Anbau von Sojabohnen liegt mittelfristig bei rund 50.000 Hektar", so Stockinger. "Eine enorme Chance für die österreichischen Landwirte." Auch der Lebensmittelsektor profitiert, weil die gesamte Verarbeitungskette im Inland bleibe. Die Studie sieht sowohl Ausweitungspotenzial bei der Sojafütterung als auch bei der Speiseerzeugung, weil die Nachfrage nach gentechnikfreien Lebensmitteln steige. Die jährlichen Umsatzzuwächse lägen bei 15 bis 20 Prozent.

Innerhalb der EU liegt Österreich - nach Erntemengen gerechnet - auf dem dritten Platz hinter Italien und Frankreich. Rund zwei Drittel der heimischen Sojabohnen werden von der Lebensmittelindustrie verarbeitet, der Rest wandert in die Futtermittelproduktion - ein gutes Zeugnis für die Qualität österreichischer Sojabohnen, die im europäischen Markt für Speisesoja im Bereich Mehle und Backwaren bereits EU-Marktführerschaft erlangt haben.

Wissen

Archäologen schätzen, dass die Kultivierung von Sojapflanzen im alten China bereits vor rund 4000 Jahren begann. Mittlerweile werden weltweit 3500 verschiedene Arten angebaut. Der österreichische Agrarwissenschaftler Friedrich Haberlandt entdeckte Soja 1873 bei der Weltausstellung in Wien und erkannte als erster Wissenschafter den Wert der Sojabohne für die europäische Landwirtschaft. Ab 1875 gab es hierzulande Anbauversuche. Seit den 80er-Jahren gewinnt die Bohne wieder verstärkt an Bedeutung.