Die bisherige Energie- und Wirtschaftspolitik funktioniert nicht mehr. Es gilt, soziale und ökologische Anliegen zu verbinden.
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Klimawandel, Pandemie, Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise . . . Mit voller Wucht prasselt gerade eine Vielzahl von Krisen auf uns ein; die Verunsicherung ist dementsprechend groß. Klar ist, dass die bisherige Energie- und Wirtschaftspolitik nicht mehr funktioniert. So sollte die Energieversorgung drei Bedingungen erfüllen: Sie müsste nachhaltig, leistbar und sicher sein. Nichts davon trifft derzeit zu. Die fragilen globalen Lieferketten wiederum sind löchrig geworden oder ganz zusammengebrochen. Die Frachtraten gehen durch die Decke. Liberalisierung und Welthandel haben dazu geführt, dass auch viele heimische Produkte (wie Wasserkraftstrom oder Holz) unverhältnismäßig teuer werden.
Technologien alleine werden unsere Probleme aber nicht lösen. Denn für die längst überfällige Energie- und Mobilitätswende fehlen oft die nötigen Rohstoffe und Fachkräfte. Wer soll all die Windräder und Photovoltaik-Anlagen bauen und installieren? Wer die hunderttausenden Heizungen austauschen und Wohnungen isolieren? Immer wieder hört man, dass händeringend Techniker(innen) gesucht werden. Eine meiner Töchter lernt Maschinenbau und hat für Praktika und Ferialjobs meist nur Absagen erhalten. Offenbar schaffen es die Firmen vor lauter Händeringen nicht mehr, positive Antworten zu versenden.
Was also tun? Wir müssen die sozialen mit den ökologischen Anliegen verbinden. Die Forderung kann nicht sein, weiterhin klimaschädliche Energie möglichst billig zu beziehen, sondern schlichtweg weniger zu benötigen. Das anvisierte Aus für Verbrennungsmotoren sollte also zu einem Boom nicht bei E-Autos, sondern bei Öffis und Fahrrädern führen. Unternehmen müssten zu betrieblichen Mobilitätsmanagement verpflichtet werden, um eine ökologisch saubere Anreise ihrer Beschäftigten zu gewährleisten. Das wäre treffsicherer als das jetzige Pendlerpauschale. Mieter sollten ein Recht auf optimal gedämmte und sauber beheizte Wohnungen haben; das wäre nachhaltiger als jeder Heizkostenzuschuss. Laut VCÖ tanken in Österreich die reichsten 10 Prozent der Haushalte sechsmal so viel Treibstoff wie das ärmste Zehntel. Wer würde da von der oft erhobenen Forderung nach Senkung der Mineralölsteuer profitieren? Produkte müssten nützlich, langlebig und reparaturfähig sein sowie lokal erzeugt werden. All das verteuert die Güter zwar, dafür sind sie länger und besser verwendbar. Ähnlich die Situation bei gesunden Lebensmittel, die ohne Gift, Kunstdünger, Tierleid und Ausbeutung von Erntehelfern hergestellt werden. Kommt es zu einem Getreidemangel, wird man wohl den Fleischkonsum auf ein vernünftiges und gesundes Maß reduzieren. Der Ausstieg aus Öl und Gas wird "fossile" Arbeitsplätze kosten und unseren Lebensstil drastisch ändern. Neben einer Umschulung auf die eingangs genannten Bereiche wären die allgemeine Senkung der Arbeitszeit auf 30 Wochenstunden und eine angemessene Entlohnung ein erstrebenswertes Ziel für eine klimagerechte, entspannte und solidarische Zukunft. Eines ist klar: Weiter wie bisher geht es nicht mehr.