Ruhiges und überlegtes Einschätzen einer Situation ist unerlässlich.
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Wien. Von Führungskräften wird erwartet, dass sie mit Problemsituationen richtig umzugehen wissen. Aber was tun, wenn man den besten Freund entlassen soll, der fähigste Mitarbeiter eine absolute Nervensäge ist oder der wichtigste Kunde plötzlich tot umfällt? Gerade wer neu in eine Führungsposition gelangt ist - sei es im mittleren Management eines großen Unternehmens oder als Chef der eigenen Firma - kann an der ein oder anderen Zwickmühle schon einmal verzweifeln.
Für solche Fälle haben Timo Hinrichsen und Boris Palluch einen Ratgeber mit dem etwas ungewöhnlichen Titel "Als unser Kunde tot umfiel..." geschrieben. Die Autoren besprechen Probleme, mit denen wohl jede Führungskraft in der ein oder anderen Weise konfrontiert wird. Als Veranschaulichung dienen dabei Anekdoten aus der persönlichen Erfahrung von Hinrichsen und Palluch, die beide jahrelang Führungspositionen bekleideten. Die Autoren wollen dabei allerdings nicht vorgefertigte Lösungen für spezifische Probleme bieten, sondern erklären, wie man richtig Lösungen sucht und findet.
Als Boris Palluch sich damit konfrontiert sah, einen guten Freund kündigen zu müssen, fand er sich im klassischen Dilemma der Sandwichposition wieder: Soll man als Teamleiter alle Entscheidungen von oben durchdrücken oder sich stur auf die Seite der direkten Untergebenen schlagen? Wie in einem klassischen Dilemma üblich, verschlimmern einfache oder bequeme Lösungen die Situation meist nur.
Darum nehmen sich die Autoren auch Zeit, naheliegende, aber falsche Reaktionen auf eine beschriebene Konfliktsituation aufzulisten, die wohl manche Führungskräfte aus eigener, schmerzhafter Erfahrung kennen. Wichtig ist in jedem Fall, so die Autoren, eine sachliche Einschätzung der Situation und der möglichen Vorgehensweisen. Letztlich gibt es keine allgemeingültigen Rezepte, aber auch keine hoffnungslosen Situationen.
Das richtige Maß und den richtigen Draht finden
Die meisten Dilemmata, die Palluch und Hinrichsen in ihrem Ratgeber beschreiben, drehen sich entweder darum, als Chef das richtige Maß zu finden oder um den richtigen Umgang mit den eigenen Angestellten.
Das richtige Maß für die eigene Verantwortung und die eigenen Ziele zu finden, ist eine wichtige Fähigkeit. Dabei geht es nicht nur darum, zu wissen, welche Ziele realistisch sind, sondern auch wie Prioritäten richtig gesetzt werden, was man als Chef delegieren soll und wofür man die Verantwortung selbst tragen muss.
Die meisten Problemsituationen ergeben sich aber im Umgang mit den Untergebenen. Hier ist man als Chef mit den größten Herausforderungen konfrontiert: Wie kritisiert man einen Mitarbeiter, ohne ihn zu verprellen? Wie viel kann man von seinen Angestellten verlangen, ohne sie zu überfordern? Wie legt man persönliche Konflikte auf professionelle Art und Weise bei? Das oberste Gebot ist hier Sachlichkeit, auch wenn es nicht immer leicht fällt, Emotionen außen vor zu lassen. Außerdem funktioniert zielführendes Problemlösen am besten mit den Mitarbeitern und nicht für oder gegen sie.
In den sauren Apfel zu beißen gehört dazu
Wenn alles nichts hilft, bleiben oft nur der nüchterne Blick auf die Situation und konsequentes Handeln. Auch unangenehme Entscheidungen gehören zur Verantwortung einer Führungskraft.
Das musste auch Boris Palluch in seinem Dilemma erkennen. Letztlich blieb ihm, wie er im Buch erzählt, keine andere Wahl, als seinen Freund zu kündigen. Es war nach reiflicher Überlegung "aus beruflicher Sicht also die einzig richtige Entscheidung", schreibt er. Die Freundschaft zerbrach jedoch daran. Es ist eben leider nicht immer leicht, Chef zu sein.
"Als unser Kunde tot umfiel...", Timo Hinrichsen/Boris Palluch, Linde Verlag, 262 Seiten, 19,90 EuroLeseproben und zusätzliche Tipps und Hilfen gibt es im Internet unter www.als-unser-kunde-tot-umfiel.de