Hohe Sicherheitsvorkehrungen in Moskau und zwei Videokameras in jedem Wahllokal.
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Moskau. "Diesen Sieg geben wir niemandem", ruft der Noch-Präsident Dmitri Medwedew in die Menge vor dem Roten Platz. Es ist später Abend, als er mit seinem Nachfolger auf die blaue Bühne tritt. Der Bald-Präsident Wladimir Putin sagt nur "Danke – für den Sieg im offenen und sauberen Kampf." Das klingt fast bescheiden. Bis er dann doch loslegt und gegen die "Provokateure" wettert, die nichts anderes im Sinne hätten, als das "große Russland-Reich zum Zerfall zu bringen". Putin kehrt für die kommenden sechs Jahre in den Kreml zurück.
Als Moskau am Vortag schlafen geht, ist Pewek auf den Beinen. Pewek, das eigentlich Peekin heißt, auf Tschuktschisch, der Sprache der Indigenen auf Tschukotka, dieser fernöstlichen Halbinsel am Nordpolarmeer. Zwei Wahlurnen stehen in der Sowjetstraße 22 und drei Wahlkabinen. Ein Polizist läuft zwischen ihnen hin und her, ein alter Mann rückt seine Mütze zurecht, bevor er den Wahlzettel in die halbdurchsichtige Urne wirft, zieht seine Handschuhe wieder an. Draußen sind -35 Grad. Es ist ein Kommen und Gehen in Pewek, dieser 4000-Einwohner Stadt, der nördlichsten in Russland. Die Tschukotka-Bewohner sind die ersten im größten Land der Erde, die ihre Stimme für einen neuen Präsidenten abgeben. Da ist längst klar, dass es ein alter wird: Wladimir Putin.
"Hoffen wir, dass es besser wird"
"Putin, Putin", rufen seine Anhänger dem Noch-Premier am Abend entgegen. Der Funke der Begeisterung springt aber nicht über. Viele sind mit ihrem Arbeitskollektiv auf den Moskauer Manegeplatz gekommen. "Der Präsident ist nun gewählt, und einen neuen Präsidenten muss man doch feiern", sagt die 31-jährige Marina und bemerkt sogleich, sie selbst sei "nicht so richtig in Feierlaune". "Die Kollegen kamen, also kam ich auch. Hoffen wir, dass es uns besser gehen wird. Ein anderer als Putin kann es ja doch nicht machen."
110 Millionen Wahlberechtigte haben über neun Zeitzonen hinweg in 96.000 Wahllokalen abgestimmt. Rund 450.000 Sicherheitskräfte verteilten sich quer durchs Land. Moskau glich einer Festung. Hubschrauber, gepanzerte Wagen, Sirenen – eine Demonstration Putinscher Stabilität.
Der 70-jährige Kusma hatte am Morgen den Kommunistenführer Gennadi Sjuganow gewählt – und auf den zweiten Wahlgang gesetzt, wie seine Enkelin Vera. "Auch wenn wir keine Alternative haben, so haben wir wenigstens die Wahl, hierherzukommen und zu sagen: So nicht mehr!", sagt die 26-Jährige. Es hat nicht gereicht. Das Gymnasium 1543 im Südwesten Moskaus hat sich in das Wahllokal 2705 verwandelt. Die Menschen stehen Schlange am Eingang und vor den Wahlkabinen. Sie wollen den Wandel, doch der Sieg Putins enttäuscht viele.
<br style="font-weight: bold;" /> Zahlreiche Manipulationsversuche
Wahlbeobachter melden derweil eine Vielzahl an Manipulationsversuchen. Es gebe genauso viele Verletzungen wie bei der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Parlamentswahl im vergangenen Dezember, teilt Russlands unabhängige Organisation "Golos" (Stimme) noch während der Abstimmung mit. Mal stehen falsche Namen auf den Wahllisten, mal gibt es keine Wahlurnen in den Wahllokalen. Im Internet tauchen derweil Videos auf, die dokumentieren sollen, wie dreist gefälscht wird: Vor allem werfen die Menschen mehrere Listen ein.
Nahezu jedes Wahllokal hat Putin mit zwei Webkameras ausstatten lassen, die die Abstimmung live ins Internet übertragen. "Zur größtmöglichen Transparenz", damit niemand der Regierung vorwerfen könne, die Wahlen seien manipuliert worden. Es dient aber lediglich der Beruhigung. Die unscharfen Webbilder liefern zwar unterhaltsame Bilder, aus Wladiwostok und aus Krasnojarsk, aus dem Dorf Nickel an der norwegischen Grenze und auch in Pewek auf Tschukotka. Doch sie zeigen nicht, was neben den Wahlurnen passiert, auch nicht, was geschieht, wenn die Kameras aus sind.
Das aber interessiert die Staatsführung auch nicht. Sie hat den Sieg errungen - das Vertrauen aber verspielt.