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Einen Versuch war es nicht wert

Von Bernhard Baumgartner

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Langjährige Beobachter des österreichischen Fernsehens verblüfft so schnell gar nichts mehr. Doch die Entscheidung des ORF, erstmals auch im Samstag Hauptabend mit "Two and a Half Men" (in der reichlich banalen deutschen Übersetzung: Mein cooler Onkel Charlie) auf eine US-Sitcom zu setzen, löste in der Branche Verblüffung aus. Und zwar deswegen, weil ATV erst zwei Wochen zuvor dasselbe tat - und zwar mit eher spärlichen Erfolg. Nun liegen die Zahlen des sommerlichen ORF-Experimentes auf dem Tisch: 107.000 Zuseher, Marktanteil (12+) bei sieben Prozent. Das freilich schrammt knapp an einem veritablen Desaster vorbei. Zwar liegt man bei den jüngeren Zusehern (12-29) mit 19 Prozent und 25 Prozent Marktanteil bei den beiden Folgen deutlich besser - aber das hat man sich im ORF wohl in Summe deutlich anders vorgestellt.

Das Problem ist dabei eher ein generelles: US-Sitcoms sind im ORF als Füllmaterial willkommen, so richtig geschätzt programmiert werden sie aber selten. Lange ist die Liste an lustigen Serien, die man im ORF-Vorabend solide totgespielt hat. Dann plötzlich einen Gesinnungswandel zu haben und diese Stücke als Hochglanzprodukt im Hauptabend verkaufen zu wollen, ist vermutlich ein wenig problematisch. Zumal diese Sendungen in der deutschen Synchronisation ja so gut wie nie gewinnen.

Im Hauptabend erwartet man sich vom ORF einfach Sendungen eines anderen Kalibers. Und man erwartet sich vom Marktführer auch nicht, dass er sein Programm an einen Kleinsender anpasst. Etwas mehr Selbstbewusstsein darf es da schon sein.