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Countdown für Josef Ackermann: Auf dem Weg zum angekündigten 10-Milliarden-Euro-Rekordgewinn bläst dem 63-jährigen Schweizer in seinen letzten Monaten als Deutsche-Bank-Chef der Wind kräftig ins Gesicht.
Besonders im lukrativen Kapitalmarktgeschäft sprudeln die Erträge der Banken nun wegen der Euro-Schuldenkrise nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Das trifft auch andere Häuser im Kapitalmarktgeschäft. So mussten US-Erzrivale Goldman Sachs und die Schweizer UBS kräftig Federn lassen.
Bei der deutschen Bank hat der Geschäftsbereich des 48-jährigen indischen Top-Investmentbankers Anshu Jain - er soll Deutschlands größtes Geldinstitut ab der Hauptversammlung 2012 zusammen mit dem 62 Jahre alten Deutschland-Chef Jürgen Fitschen führen, während Ackermann in den Aufsichtsrat wechselt - im jüngsten Quartal nur noch 60 Prozent der Gewinne beigesteuert. In den vergangenen Vierteljahren waren es oft mehr als 80 Prozent gewesen.
"Vieles hängt von einer reibungslosen und nachhaltigen Lösung der europäischen Schuldenkrise ab", erklärte Ackermann nun im Quartalsbericht. Die jüngste Einigung der Euro-Länder auf Hilfen für Griechenland seien ein positiver Schritt, erklärte der Bankmanager, der das Rettungspaket in Brüssel als Vorsitzender des Weltbankenverbands IIF mitausgehandelt hat - und dann von der Branche dafür gelobt wurde, dass es für die Banken schließlich doch eher nur ein "Opferchen" wurde. In seinem Haus jedenfalls hat er das Obligo in den Schuldenkrisenländern zuletzt schon um 70 Prozent reduziert.
Angesichts seines jahrelang gepredigten Renditeziels von 25 Prozent hatte ihn der frühere IWF-Chefökonom Simon Johnson noch im Frühjahr als "einen der gefährlichsten Bankmanager der Welt" bezeichnet - weil "er genau weiß, dass er solche Renditen nur mit waghalsigen Risiken erreichen kann und die Deutsche Bank aufgrund ihrer Größe ein Systemrisiko darstellt und daher von den Steuerzahlern gerettet werden müsste, wenn eine Pleite droht".
Seinen Nachfolgern hat er trotz verschärfter Eigenkapitalregeln hohe Ziele ins Stammbuch geschrieben: Zweistellige Milliardengewinne gehörten zur neuen Normalität in der Bankenbranche.
Die Deutsche Bank steht in einer neuen Liste der Ratingagentur Moody’s von weltweit 28 "systemrelevanten Banken", denen noch höhere Eigenkapitalquoten vorgeschrieben werden müssten, damit sie nicht zu große Risiken eingehen und noch mächtiger werden.