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Einer für alle am Landesgericht Linz

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

One-Stop-Shop: Die Musketiere in der Verwaltung. | Sogar Spielecke für Kinder existiert.


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Linz. Das Linzer Landes- und Bezirksgericht hat mit seinem Service-Center das umgesetzt, was für andere Verwaltungseinheiten noch nach Zukunftsmusik klingt: Die Verwirklichung des so genannten One-Stop-Shop-Prinzips - eine Person als Ansprechpartner für sämtliche Anliegen.

Hilfe beim Ausfüllen

Der Klient wird nicht mehr quer durch das "verwinkelte Gebäude" zu den jeweiligen Abteilungen weitergeschickt, erklärt Hans-Peter Kirchgatterer, Präsident des Landesgerichts Linz, das in Österreich bisher einzigartige Projekt. Das käme auch den Kanzleien zugute, da sie sich nicht auf die Besucher konzentrieren müssen, diene aber vor allem dem Bürger: Dieser findet in der Nähe des Eingangs eine zentrale Stelle für seine Anliegen. Hier werden sämtliche Formulare ausgegeben, und der Antragsteller bekommt Hilfe beim Ausfüllen derselben: "Es gibt viele Personen, die die teilweise verschachtelten Texte nicht verstehen können. Ein persönlicher Kontakt ist oft notwendig. Das übersieht man beim E-Government manchmal", erklärt Kirchgatterer. Daneben fungiert das Service-Center als Zahlstelle aller Gerichtsgebühren, genauso werden aber auch Termine für ein Gespräch mit dem Richter vergeben.

Ebenso bekommt man schnelle Auskünfte aus den Registern, wie etwa dem Grundbuch: Ein Umstand, der teilweise auch von den Anwälten genutzt wird, ebenso wie eine andere Leistung dieser Zentrale: die Beglaubigung von Unterschriften.

"Ein Bedarf besteht jedenfalls", meint Kirchgatterer, "und die Inanspruchnahme des Centers steigt seit seiner Entstehung im Dezember 2005 gewaltig an." Über die Jahre davor verfügt er ob der damaligen Zerstückelung der Aufgaben zwar über keine genaue Statistik, aber nun ist jedenfalls eine Erhöhung der Bürgeranfragen zu verzeichnen: Im Dezember waren es noch 2400 Fälle, im März schon 3800. Der Richter führt dies auch auf die Öffnungszeiten des Centers zurück: montags bis freitags durchgehend von 8 bis 15 Uhr.

Und alle für den Bürger

Das Pilotprojekt Service-Center läuft kostenneutral, so Kirchgatterer: Das vierköpfige Personal wurde bloß umgeschichtet. "Nur durch die Einrichtung des Centers sind Anschaffungskosten entstanden. Wir haben einen hellen und freundlichen Bereich gestaltet, in dem es sogar eine Spielecke gibt, falls jemand mit seinen Kindern kommt." Aber nicht nur von den Antragstellern kommen positive Rückmeldungen, auch Peter Posch, Präsident der Rechtsanwaltskammer Oberösterreich, zeigt sich angetan: "Es ist jedenfalls ein wichtiger Schritt in Richtung Bürgernähe. Je leichter der Staatsbürger zu so wichtigen Informationen kommt, desto besser."