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Die Gewerkschafter proben den Aufstand und haben für Herbst eine Urabstimmung über Protestaktionen beschlossen. Natürlich muss so etwas in der "Zeit im Bild" gebührend abgehandelt werden, und das war am vergangenen Donnerstag auch der Fall. Warum dann in der zweiten Ausgabe der Nachrichtensendung um 22 Uhr aber ausgerechnet "das einfache Parteimitglied" der FPÖ, der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, als Kontrahent von ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch am "ZiB 2"-Studiogespräch teilgenommen hat, ist nur schwer nachvollziehbar.
Der Unmut der Gewerkschaften richtet sich bekanntlich in erster Linie gegen bestimmte Gesetzesvorhaben oder schon beschlossene legistische Maßnahmen der Regierung. Und auf dieser Ebene gibt es kaum einen Konnex zur Person Jörg Haiders. Falls er aber vom ORF in seiner Funktion als Landeshauptmann zu einer Stellungnahme eingeladen worden sein sollte, dann ist das ebenfalls nicht einleuchtend. Es gibt immerhin acht weitere Kollegen in den Bundesländern, die man ebenfalls hätte fragen können, und Chef der Landeshauptleutekonferenz ist gegenwärtig ohnehin der Niederösterreicher Erwin Pröll. Warum kam nicht er zu Wort?
So tut sich dann doch der Verdacht auf, dass man Jörg Haider gewählt hat, weil man von ihm einen seiner pointierten "Sager" erwarten konnte, der dann für weitere Diskussionen und Erregungen sorgen würde, also gewissermaßen eine Eigendynamik bekommt. Und prompt war es dann auch so: Schon für die "ZiB 3" um Mitternacht hatte man wieder eine Haider-Schlagzeile parat. Ob diese Vorgangsweise allerdings der adäquaten Information und Berichterstattung dienlich ist, wäre schon zu hinterfragen.