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Meistens hat man das Gefühl, dass die Sozialen Medien zu einer Art Fakultät der Empörungswissenschaften verkommen. Kein Thema zu klein, dass man sich nicht trefflich erregen könnte. Das mag zwar mitunter gehörig nerven, ist aber auch irgendwie gut so. Immerhin hat man ein praktikables Ventil, um seinen Frust loszuwerden - dass man ihn genau so gut in ein Sackerl reden kann, ist wieder eine andere Geschichte. Aber das könnte man ja auch, wenn man sich gar nicht äußert.
Etwasgutfinder sind auf den Sozialen Medien wie Twitter jedenfalls nicht die Alphatiere. Und es ist nachvollziehbar, man kennt das ja: Etwas schlecht finden ist immer das Einfachere. Und das kann man meistens auch in die würzigeren Formulierungen packen. Demnach ist es fast ein Wunder, mit wie viel Begeisterung jetzt vor Ostern ausgerechnet eine Nonne in den Plattformen aufgenommen wurde. Schwester Cristina ist Kandidatin der Singtalentshow "The Voice of Italy". Auf YouTube wurde sie ein Hit mit einem Video von ihrem Auftritt, in dem nicht nur ihre rockige Stimme beeindruckt, sondern auch die Reaktion der Show-Juroren, die ganz offensichtlich Schwierigkeiten haben, Bild und Ton im Kopf zusammenzubringen. Schwester Cristina kam natürlich in die nächste Runde, und das Video von diesem Auftritt wird seit Donnerstag wieder munter geteilt. Da tritt sie im Battle gegen eine punkig-sexy Konkurrentin an. Ausgerechnet mit dem Song "Girls just wanna have fun". Und kommt natürlich wieder eine Runde weiter.
Will man zynisch sein, kann man sagen: Passt ja bestens in das neue Marketing-Konzept der katholischen Kirche mit ihrem Popstar-Papst.
Oder man kann das einfach einmal gut finden.