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Einfach mal Ruhe geben

Von Christina Böck

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Wer sein Wochenende wieder mit Wellness, Fitness, Meditation, ausgiebigem Biolebensmittel-Gourmetisieren und allfälligem Geschlechtsverkehr vollgepackt hat, der hat ganz sicher eines: schnell wieder Montag. Eine Studie hat jetzt eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Wer dem Glück intensiv nachjagt, wird nicht unbedingt glücklicher - denn es fehlt ihm an Zeit. Diejenigen, die mit viel Einsatz Verschiedenstes tun, um glücklicher zu werden, geraten oft gar in eine Negativspirale, aus der sie unzufriedener herauskommen.

Also besser einmal weniger tun. Oder sich von den Balinesen inspirieren lassen. Auf der indonesischen Urlaubsinsel wird am Samstag das mobile Internet abgeschaltet. Am Samstag ist der Neujahrstag Nyepi, er ist ein hoher hinduistischer Feiertag und wird auch "Tag der Stille" genannt. Gläubige Hindus verlassen ihre Häuser nicht, fasten, schweigen und benutzen kein Licht. Mit dem Internetfasten sollen auch die Touristen "gezwungen" werden, an dieser Art von Reinigungsritual teilzunehmen. Dass es ihnen schadet, ist dabei wohl auszuschließen (in Spitälern und Polizeistationen funktioniert das Netz trotzdem). Im Gegenteil, die digitale Enthaltsamkeit hat manchen Vorteil zu bieten: Es wird dann zum Beispiel nicht möglich sein, sich stundenlang auf Sozialen Medien zu verlieren, um völlig irrelevanten Diskussionen zu folgen, die nach höchstens drei Stunden wieder obsolet sind - was bekanntlich die größte Zeitvernichtungsmethode unserer Zeit ist.