)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Es ist eine der wohl fundiertesten Dokumentationen, die jemals gedreht wurden. Jedenfalls aber die längste der Filmgeschichte - und als solche steht sie auch im Buch der Rekorde: "Die Kinder von Golzow", hieß die fast 50-jährige Filmchronik, begonnen von Winfried Junge am 28. August 1961 - kurz nach dem Bau der Berliner Mauer. "Wenn ich erst zur Schule geh" hieß der Schwarz-Weiß-Film damals.
Erst 2007 endete die Arbeit daran. Da waren die "Kinder" knapp 50 und hatten viel mitgemacht: Kommunismus, Kalten Krieg, den Fall der Mauer, die "Abwicklung" der DDR und die Segnungen der Marktwirtschaft, die sich bei etlichen mit Arbeits- und Sinnlosigkeit niederschlug.
"50 Jahre Geschichtsaufarbeitung", nennt Regisseur Winfried Junge die Chronik lapidar. Für den 76-jährigen sind jene 400 Kilometer Film, die er über die Kinder von Golzow drehte sein Lebenswerk.
Es sind Dokumente wie dieses, die die Durchschlagskraft von Film und Fernsehen zeigen und die als Vorbild dafür dienen können, was möglich wäre. Aus einem harmlosen Filmchen über Sand spielende Kinder wird eine Dokumentation, die stellvertretend für einen weiten Teil der ostdeutschen Geschichte steht. Und sie steht für das Leben jener "da unten", nicht für die große Politik oder die Prominenz. Ein wertvolles Dokument, das hoffentlich noch weitere Fortsetzungen erfährt.