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Donald Trump ist gerade dabei, einen neuen Anlauf für sein zentrales Wahlversprechen zu versuchen, die Gesundheitsreform seines Vorgängers abzuschaffen und durch etwas "viel Großartigeres" zu ersetzen. Dass an Letzterem seit Jahrzehnten die klügsten Köpfe der USA scheitern, ist aber mittlerweile auch zum neuen Präsidenten durchgedrungen.
Im Kern stolpern sie über das Staatsverständnis jenseits des Atlantiks. Nun gibt es durchaus Gründe, dem Staat als Institution, die Macht und Kontrolle über fast jeden und alles ausübt, mit gesunder Grundskepsis gegenüberzustehen. Tatsächlich ist es ja so, dass der Staat nicht nur die Grundlagen für jede Freiheit legt, sondern auch die Tendenz hat, diese zu gefährden.
Die USA sind bekannt dafür, dass sie im Staat vor allem den Freiheitsgefährder sehen, während er in Europa - ungeachtet der faschistisch-totalitären Erfahrungen - als Freiheitsgarant hochgehalten wird. Darüber, welches das bessere Konzept ist, ließe sich lange streiten.
Nur nicht, wenn es um das Thema Gesundheit geht. Hier ist die US-Allergie gegen ein staatlich organisiertes Gesundheitssystem schlicht unverständlich. Oder einfach nur verrückt.
Das zeigen schon die Fakten: Die USA haben nicht nur eines der teuersten, sondern auch eines der ineffizientesten Gesundheitssysteme. Fast ein Sechstel der Wertschöpfung (16,9 Prozent des BIP, Stand 2016) fließt zwischen New York und Los Angeles in diesen Bereich, in Österreich sind es nur 10,4 Prozent, und wir sind auch überzeugt, dass hier viel Geld suboptimal eingesetzt wird. Und die Kostenspirale ist atemberaubend: Im Jahr 2000 lagen die USA noch bei 12,5, Österreich bei 9,2 Prozent.
Ein Arztbesuch in den USA ist drei Mal so teuer wie in Kanada, Medikamente kosten gerne das Zehnfache wie in Europa. Und trotz dieser enormen Kosten leisten es sich die USA, dass - trotz Obamacare - über 30 Millionen Bürger ohne Krankenversicherung dastehen. Allein, wenn es gelänge, die monströsen Verwaltungskosten des Systems auf kanadisches Niveau zu senken, würden genug Mittel frei, um allen unversicherten Bürgern eine Versorgung zu garantieren.
Das ist in der Tat "so sad", wie Trump sagen würde. Aber wie gesagt: Verrückt trifft es eher. Beim Thema Gesundheit führt kein vernünftiger Weg am Staat vorbei. Der freie Markt ist hier maximal teuer und maximal ineffizient.