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Einfach tun - Integration ist immer konkret

Von Matthias Strolz

Gastkommentare
Matthias Strolz ist Klubobmann der Neos. Jeden Dienstag lesen Sie an dieser Stelle den Kommentar eines Vertreters einer Parlamentspartei.

Anstatt ein attraktives Gastland für Fachkräfte zu werden, übt sich die schwarz-blaue Bundesregierung einmal mehr in nationalistisch-populistischem Aktionismus.


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Die Regierung plant jetzt also die Abschaffung der Lehre für Asylwerber. Gleichzeitig suchen tausende von mittelständischen Betrieben händeringend Fachkräfte. Die Asylsuchenden sind schon da, und wir alle können uns vorstellen, was es bedeutet, wenn ein 16-jähriger Bursche oder ein 17-jähriges Mädchen dazu verurteilt ist, ohne klare Perspektive über Jahre Däumchen zu drehen: jedenfalls nichts Gutes. Die Pubertät ist schwierig genug. Unter diesen Umständen kaum auszumalen. Dieses Verurteilt-Sein zum sinnlosen Nichtstun produziert unendlich Frustration und wohl auch Aggression. Damit auch Unsicherheit für unser Land.

Warum lassen wir also diese jungen Menschen nicht eine Lehre machen? Warum schaffen wir nicht die rechtsstaatliche Basis - und ja, es muss auf dieser Ecke einwandfrei sein -, um jene Arbeitskraft in Mangelberufen zu nutzen, die wir im Land haben. Das kann gut und gerne begrenzt sein auf jene Leute, die schon im Land sind, damit wir keinen Pull-Faktor installieren, der weitere Asylwerber und Asylwerberinnen anzieht.

Klar ist: Legen wir die obigen Befunde übereinander, ist klar, dass es eigentlich ein Win-win-win-win geben könnte, sollte, ja müsste. Die Republik könnte durch sinnvolle Beschäftigung Frustration und Aggression bei und zwischen Bürgerinnen und Bürgern senken (wo derzeit ein Aufschaukeln zu beobachten ist), die Volkswirtschaft profitiert von mehr Fachkräften (wo derzeit ein Mangel ist) und die Unternehmen können Personalengpässe füllen (wo derzeit gewaltige Wachstumshemmnisse sind). Gleichzeitig erfahren die Asylwerber eine solide Ausbildung, eine sinnvolle Beschäftigung und einen Rahmen für gelingende Integration. Selbst wenn wir sie später verabschieden sollten, weil das Asylverfahren negativ ausgeht, können sie all diese Erfahrungen in ihr Herkunftsland mitnehmen, wo es nur von Vorteil sein kann. Selbst volkswirtschaftlich ist hier einiges an mittelfristigem Potenzial an Kooperation drinnen.

Doch was macht diese Regierung? Sie schwingt die national-populistische Keule und beschließt, dass also Asylsuchende gar nicht mehr die Möglichkeit zur Lehre erhalten sollen. Das passt freilich ins Bild der Migrations- und Integrationspolitik von Schwarz-Blau. Offensichtlich sollen - als politisches Geschäftsmodell - die Probleme groß gemacht werden, nicht die Lösungen.

Im Neos-Modell sollen Asylwerber und Asylwerberinnen unter 25 Jahren eine Ausbildung beginnen können - ganz nach dem deutschen "3+2 Modell". Dieses sieht vor, dass Asylwerber und Asylwerberinnen (die schon im Land sind) ihre Ausbildung abschließen und eine zweijährige Anschlussbeschäftigung ausüben können, wenn deren Asylantrag abgelehnt wird. Mit so einer Regelung sowie einer Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte können wir den herrschenden Fachkräftemangel bekämpfen und bieten denjenigen, die bereits da sind, die Chance zu arbeiten und einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Davon profitieren alle Beteiligten und die Allgemeinheit. Und: Arbeit ist der beste Weg zur Integration.