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Bach - Urgestein, Quell, alle musikalischen Formen ausschöpfende und darbietende Welt an sich. Sein Leben: eine für das Genie "normale" Leidensgeschichte mit der daraus erwachsenen reichen Belohnung für seine Zeitgenossen, vor allem aber seine Nachfahren - uns. "Die Musik ist ein Weg der Begegnung zwischen Gott und den Menschen", zitierte ihn der Film "Das geht meiner Seele nah" vorgestern nachmittag im BR. Wir fügen hinzu: Die einfühlsame Doku ist einer der besten Wege der lohnenden Begegnung zwischen TV-Gerät und Mensch. Unser Resümee nach dieser vierzigminütigen Reise durch die Lebens-, Leidens- und Musikgeschichte des J. S. B. von Eisenach bis Leipzig, von Kirche zu Gotteshaus: Dass die Kamerafahrten durch die architektonische Entsprechung der Bach'schen Musik nicht nur nicht störten, sondern unauffällig mit den Klanggebäuden verschmolzen, sorgte dafür, dass auch im AugenBlick Musik drin war.
Von ganz anderer visueller Natur sind die meist Augenpflanzerei verbreitenden Musik-Clips. Dennoch gibt es auch hier die sehenswerten Ausnahmen. Nicht selten dann, wenn ein schöner Song dahintersteckt, der in der Regel meist auf einer Leidensgeschichte basiert. So z. B. bei zweien derzeit auf den einschlägigen Sendern zu sehenden Clips: Jennifer Lopez' "All I Have" und vor allem Molokos "Familiar Feeling". Bei diesem geht, abgesehen von der Stimme Roisin Murphys, besonders die Kombination Traurigkeit & Tanzboden direkt ins Gemüt. Eine Passionsgeschichte, die ohne musikalische Auflösungen kaum zu ertragen wäre, lieferte arte am Montag mit "Dancer in the Dark". Keine Hochzeit, mehrere Todesfälle, der kolportierte Kampf zwischen dem Regisseur von Trier und der Hauptdarstellerin Björk: viel Passionsschatten, wenig Licht - ein menschenmögliches Meisterwerk.