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Eingeseifte Emotionen

Von Gerald Schmickl

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Gleich von einer "Billy-Wilder-Nachfolge" zu reden, wie es Michael Kreihsl schwärmerisch über den von ihm inszenierten - und Mittwoch erstmals im ORF ausgestrahlten - TV-Film "Tigermännchen sucht Tigerweibchen" tat, ist übertrieben. Aber die aus einem Drehbuchwettbewerb hervorgegangene Beziehungskomödie ist zweifellos von flotter Machart, hält gekonnt die Balance zwischen Pointen und Problemen, also Lachen und Weinen, welch beide Regungen Hauptdarstellerin Aglaia Szyszkowitz, eine aparte Mischung aus Julia Stemberger und "Amelie" (aus dem französischen Erfolgsfilm), in meteorologischer Wechselhaftigkeit von Sonnenschein und Regenguss glänzend darstellt. Auch Richy Müller darf als geschiedener Vater und bemühter Liebhaber endlich einmal erfrischend unfies agieren.

Nur die Kinder nerven. Vor allem deswegen, weil sie in diesem Film - wie in so vielen neuerdings - keine Kinder sein dürfen, sondern kleine Erwachsene spielen müssen. Also reden sie altklug daher und sind zur Verkörperung jener Vernünftigkeit verurteilt, an welcher es ihren chaotischen Eltern mangelt. Es ist eine Form von "sozialem Missbrauch", der da erfolgt - und der in Filmen und Fernsehen derart emotional eingeseift daherkommt, dass er einem in seinem problematischen Kern leicht entgleitet. Im Film - so auch in diesem - mag ein Happy End über alles hinwegtrösten, aber gerade dort, wo er aufhört, fangen im Leben die Probleme erst an.