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Einheit in Österreich, Teilung in Deutschland - Die Unterschiede

Von Stefan Karner

Politik

Für die Sowjets waren die personellen, demokratiepolitischen und organisatorischen Ergebnisse der österreichischen Länderkonferenzen in ihren großflächigen Planungen zu Zentraleuropa nur eine Zwischenetappe. Ihr wichtigstes Kriegsziel, die dauerhafte Schwächung Deutschlands, hatte man durch die Aufteilung des Reiches erreicht.


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Ein Mittel dazu war auch die Abtrennung Österreichs und dessen staatlich-selbständige Wiedererrichtung. Daher entsprach die Situation im Nachkriegsdeutschland - trotz mancher Parallelitäten - letztlich in wesentlichen Bedingungen auch nicht jener von Österreich. Für Österreich hatten es Politiker erreicht, dass britische und US-Teilungspläne nicht weiter verfolgt wurden (Rolf Steininger).

Hier gab es seit der 1. Länderkonferenz den erklärten Willen beider Großparteien zum Aufbau eines föderalen Bundes-Staates gemäß der Verfassung 1920/29, hier sah die Zoneneinteilung für den 1. Wiener Bezirk eine sonst nirgends etablierte Lösung vor: die gemeinsame Verwaltung durch die vier Besatzungsmächte, was einen Gedankenaustausch selbst zu Zeiten des heißesten "Kalten Krieges" ermöglicht hatte. Schließlich wurde die Anerkennung der Regierung Renner durch die vier Besatzungsmächte auf Basis der Geschlossenheit beider Großparteien erreicht.

Im Gegensatz dazu gestaltete sich die sowjetische Politik in der Deutschland-Frage doch wesentlich anders, weil Stalin spätestens bereits in Potsdam, also Ende Juli 1945, den Entschluss zur Sowjetisierung der Ostzone Deutschlands gefasst hatte (Alexej Filitov), Berlin schließlich geteilt wurde, eine gemeinsame Verwaltung von Gebietsteilen durch die vier Besatzer, wie dies in Wien installiert wurde, nicht zustande gekommen war.

Rudimentäre kleinere Repatriierungskommissionen aller vier Besatzer konnten dieses Manko nicht mehr wettmachen.

Die sowjetisch besetzte Zone (SBZ) ging, gelenkt von Moskau, einen eigenen Weg, ebenso die Westzonen, bis zur Gründung von zwei deutschen Staaten vier Jahre später.

Für die Alliierten standen in den folgenden Jahrzehnten weniger die Bemühungen um einen Friedensvertrag für Deutschland an vorderster Stelle, als die Erhaltung ihrer militärischen Positionen und die Integration in die Bündnissysteme des "Kalten Krieges".

Eine Neutralisierung Deutschlands erschien (trotz kleinerer Anläufe) schon wegen der Größe des Landes, seiner geostrategischen Bedeutung und wirtschaftlichen Potenz unrealistisch.