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Einheitliche Spielregeln für ein faires Match

Von Gökhan Keskin

Gastkommentare
Gökhan Keskin ist Taxiunternehmer in Wien und seit 2015 Obmann der Fachgruppe "Beförderungsgewerbe mit Pkw" in der Wirtschaftskammer Wien.
© Weinwurm

Die Novelle des Gelegenheitsverkehrsgesetzes ist dringend notwendig.


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Stellen Sie sich vor, Sie sind bei einem Fußballspiel. Die eine Mannschaft hält sich an die Regeln. Die andere ignoriert Abseits, passt sich Bälle mit der Hand zu und holt zwischendurch mehr Spieler auf den Rasen. Wenn dann rote Karten verteilt werden, buht aber der ganze Fansektor, weil die Mannschaft für ihre Fans für billigere Eintrittspreise gesorgt hat. So lässt sich die Situation in den vergangenen Monaten und Jahren auf Wiens Straßen beschreiben. Die Taxibranche hat sich an alle Spielregeln gehalten - die Lenker haben eine Ausbildung, halten sich an die Tarifpflicht, die Unternehmer zahlen in Österreich Steuern. Bei anderen Marktteilnehmern war das nicht der Fall, obwohl sie die gleiche Dienstleistung angeboten haben. Mit der Novelle des Gelegenheitsverkehrsgesetzes schickt die Regierung nun endlich einen Schiedsrichter aufs Feld und sorgt für Fairness auf Wiens Straßen.

Andere Marktteilnehmer halten sich nicht an alle Spielregeln

Das zukünftige "Personenbeförderungsgewerbe mit Pkw" sorgt insbesondere bei den Kommunikationsplattformen für Aufregung. Knackpunkt ist einzig und allein der Tarif. Es wird gar gedroht, aus Österreich abzuwandern. Keine Rede mehr von Hightech, Innovation und Service 4.0 - plötzlich hat man Angst, auf dem Markt nicht mehr bestehen zu können, wenn man nicht mehr Dumpingpreise anbieten kann. Die Taxibranche hat selbst Apps und schafft seit Jahren neue Angebote wie Frauen- oder Seniorentaxis, an der Steigerung der Qualität wird konsequent gearbeitet. Niemand scheut einen Vergleich mit den Kommunikationsplattformen, wenn die gleichen Rahmenbedingungen hergestellt werden.

Beim Tarif ist zudem zu beachten, dass sich auch für herkömmliche Taxis etwas ändern wird. Künftig kann man sich bei der Buchung einen voraussichtlichen Fahrpreis nennen zu lassen. Dieser darf nicht überschritten werden, auch wenn er aufgrund verkehrsbedingter Verzögerungen fällig wäre. Ist man schneller unterwegs und wird der voraussichtliche Preis unterschritten, zahlt man den tatsächlichen Preis. Das ist ein entscheidender Vorteil für die Kunden. Das neue Gesetz bringt auch neue Bestimmungen, was die Ausbildung betrifft - die Vertrauenswürdigkeit muss jetzt von jedem Lenker nachgewiesen werden. Auch die Arbeitszeiten werden leichter überprüfbar, damit die Lenker auch gesetzlich geschützt sind und Ruhezeiten einhalten müssen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Kunden aus: Wer will schon bei einem stark übermüdeten Lenker mitfahren? In anderen Berufen ist auch eine Ausbildung Voraussetzung - das ist in einer Branche, die ein wichtiger Teil des öffentlichen Verkehrs ist und für die Beförderung von Menschen sorgt, nicht anders. Trotzdem ist klar, dass für ein bestehendes Unternehmen Veränderungen gleichbedeutend mit Herausforderungen sind. Systeme müssen umgestellt werden, vieles muss neu gedacht werden. Deswegen gibt es allerdings eine zwölfmonatige Übergangsfrist. Das ist ausreichend Zeit.

Nicht gegeneinander, sondern miteinander - für die Kunden

Die Arbeit für die nächsten Monate wird sein, alle Kräfte vom Taxi- und Mietwagengewerbe zusammenzubringen und zu bündeln und nicht gegeneinander, sondern miteinander zu kämpfen - und zwar für unsere Konsumenten. Qualität kann man schließlich nur gemeinsam steigern. Wir wollen nicht gegen die Kommunikationsplattformen ankämpfen, sondern sie vielmehr dazu einladen, gemeinsam um die Kunden zu rittern und gemeinsam den bestehenden Markt zu vergrößern. Allerdings mit gleichen Spielregeln.

Fazit: Das neue Gelegenheitsverkehrsgesetz bringt Tarifsicherheit für die Kunden, schafft faire Wettbewerbsbedingungen für die Anbieter, wertet die Branche mit Ausbildungsbestimmungen auf und schiebt Lohn- und Sozialdumping einen Riegel vor. Davon profitiert nicht nur die Branche, sondern vor allem auch die Konsumenten. Oder mit anderen Worten: Auf dem Fußballfeld stehen einander nun faire Gegner gegenüber, die nur eines im Sinn haben: den Zuschauern ein möglichst spannendes Match auf Augenhöhe zu bieten.