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Wien bekommt also ein weiteres Privatradio. Das ist an sich eine gute Nachricht, mehr Auswahl im völlig einheitlichen Radiomarkt kann ja nie schaden. Doch das, was diesmal als Sieger aus dem Wettbewerb um die ausgeschriebene Frequenz hervorging, erstickt jede Euphorie im Keim. Das liegt nicht so sehr am siegreichen Bewerber - die Frequenz geht an Welle 1 aus Salzburg - sondern an dem, was diese als Programm plant. Es wird nämlich ein "Pop-Radio mit Hot AC-Format", sprich ein junges Popmusik-Programm, das so gut wie alle anderen Radiosender für die jüngere Zielgruppe auch spielt: Energy, Ö3, 88.6, Kronehit, oe24 - die Programme unterscheiden sich schon jetzt nur in Nuancen, und sogar die Medienbehörde tat sich in ihrem Bescheid deutlich lesbar schwer, die Vergabe zu argumentieren. Doch der Medienbehörde kann man keinen Vorwurf machen, setzten doch die anderen Bewerber um die Frequenz ebenso auf Althergebrachtes. Das ist wirklich ärgerlich, gibt es doch gerade auf dem Wiener Radiomarkt so gut wie keinerlei musikalische Vielfalt. Nimmt man jetzt die Nischen-Programme für die intellektuelle Klasse beiseite, spielen die Sender Popmusik mit mäßig intelligenter Umrahmung. Ob davon jetzt einer mehr oder weniger vorhanden ist, juckt niemanden mehr - und man darf Welle 1 schon jetzt zu einem Dasein am Rande der Wahrnehmungsschwelle gratulieren. Solange kein Bewerber kommt, der wirklich etwas Neues macht, wird sich das auch nicht ändern. Dass die letzte maßgebliche Innovation in 15 Jahren auf dem Wiener Markt ein Kinderradio (Radino) war, sagt eigentlich alles.