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"Einladungen, die man nicht ausschlagen kann"

Von Katharina Schmidt

Politik

Kritische Stimmen zum Papstbesuch: Sozialistische Jugend gegen Wallfahrt. | Politiker zwischen reiner Höflichkeit und echter Überzeugung. | Wien. Der Papstbesuch rückt immer näher - und mit den medial verteilten Vorschusslorbeeren für die Stippvisite des Heiligen Vaters mehren sich auch die kritischen Stimmen. Die Homosexuelle Initiative Wien (Hosi) etwa verteilt Flugblättern unter dem lateinischen Titel "Cave Benedictum" ("Hüte Dich vor Benedikt"). Denn der Papst habe sich schon als Kardinal feindselig gegenüber Homosexuellen geäußert, meint Hosi-Obmann Christian Högl. Heftige Kritik an Benedikt als "Oberhaupt des Klerikalkonservativismus" gab es auch von der Sozialistischen Jugend (SJ). "Wir erwarten uns, dass es keine Wallfahrt wird", so SJ-Chef Torsten Engelage in Richtung der SPÖ-Minister.


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Aus dem Kanzleramt heißt es, die Befürchtung der SJ sei ein wenig "hochgegriffen". Als gesichert gilt, dass Bundeskanzler Alfred Gusenbauer am Freitagabend dabei sein wird, wenn Bundespräsident Heinz Fischer die Spitzenrepräsentanten der Republik zum Staatsakt lädt.

Fischers Programm ist überhaupt dicht gedrängt: So wird er etwa Benedikt standesgemäß vom Flughafen abholen und in der Hofburg auf ein Plauderstündchen mit ihm im Hinterzimmer verschwinden. Aus der Hofburg heißt es dazu, Fischer sei bekennender Agnostiker und werde Benedikt daher "wie jeden anderen Staatsbesuch" behandeln. Fischers Teilnahme am Gottesdienst in Mariazell gebiete die Höflichkeit.

"Katholischer Politiker"

Anders die Motivation bei Vizekanzler Wilhelm Molterer. Er wird ebenfalls überall dabei sein - der Papstbesuch ist für ihn aber kein rein politischer Termin. Denn schließlich nennt sich Molterer selbst "katholischer Politiker beziehungsweise politischer Katholik".

Auch bei BZÖ und FPÖ ist die Vorfreude groß. Peter Westenthaler reist mit Generalsekretär Gerald Grosz nach Mariazell, Heinz-Christian Strache kommt am Freitag in die Hofburg. Strache wertet den Besuch als "wichtiges Zeichen für die Verankerung der christlichen Tradition in Österreich". Auch wenn er selbst ab und zu in die Kirche geht, nimmt er an der Messe in Mariazell aus Termin-Gründen nicht teil.

Ein familiärer Termin ist es auch, der die Grüne Vize-Chefin Eva Glawischnig davon abhält, in die Hofburg zu pilgern. Zudem sei sie ohnehin evangelisch.

Mit dem Katholizismus nicht ganz so ernst scheint es Wissenschaftsminister Johannes Hahn zu nehmen. Er wird zwar im Stephansdom und in Heiligenkreuz im Gefolge Benedikts vertreten sein, allerdings "ohne religiösen Hintergrund", heißt es aus seinem Büro. Als junger Mann sei Hahn aus der Kirche aus- und später wieder eingetreten - aber erst nach seiner Wahl zum Wiener ÖVP-Chef. Es gebe nun einmal "Einladungen, die man nicht ausschlagen kann, und dazu gehört, wenn der Papst einmal alle heiligen Zeiten nach Österreich kommt".

Gelegenheiten nicht verpassen wollen auch SJ und Hosi: Unter dem Motto "Nein zum Papstrummel" rufen sie zu einer Demo am 7. September auf.