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Einmal Massenhochzeit bitte

Von Matthias Winterer

Politik
In der Bunkerei im Augarten fand am Sonntag im Zuge der Wienwoche eine symbolische Massenhochzeit statt.
© Matthias Winterer

Am Sonntag feierten rund 300 Menschen eine symbolische Hochzeit als Zeichen der Liebe, Vielfalt und Toleranz.


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Rosarote Luftballone, Herzgirlanden, "I love you" Schriftzüge, Blumen, Herzen und Kitsch so weit das Auge reicht. Die Festtafel ist opulent gedeckt, auf der Bühne spielt die Wladigeroff-Todorovski Hochzeitsband. Rund 300 Menschen sollen heute hier heiraten, und zwar gleichzeitig. Es sind Menschen unterschiedlichster Nationalität, sogar Kinder sind unter ihnen. Was wie eine obskure Zeremonie klingt, ist ein Projekt der Wienwoche, das transnationale Eheschließungen thematisiert.

Veranstaltung erreichte die Betroffenen
In der Bunkerei im Augarten vermählten sich die Gäste in einem symbolischen Akt der Liebe, Vielfalt und Toleranz, um ein Zeichen gegen Grenzen und liebesfeindliche Politik zu setzen. "Wenn über Migration gesprochen wird, geht es meist um ökonomische Zwänge, Regulierung durch die Politik oder soziale Ungleichheit. Der Aspekt Liebe fällt dabei völlig unter den Tisch", sagt Christina Schraml, die das Fest gemeinsam mit Emilie Kleinszig organisiert und erdacht hat.

Das Projekt LOVE MIGRATION setzt transnationale Beziehungen in den Vordergrund und thematisiert die Herausforderungen dieser Paare. Stichwort: Scheinehe. So stehen viele Ehen zwischen Österreichern und Drittstaatsangehörigen unter dem Verdacht, lediglich aus einem Grund geschlossen worden zu sein: nämlich wegen des Aufenthaltstitels. Wer der "Aufenthaltsehe" verdächtigt wird, muss mit regelmäßigen Besuchen der Fremdenpolizei in seinem Schlafzimmer rechnen. Auch darüber haben sich die anwesenden binationalen Pärchen am Sonntag in der Bunkerei ausgetauscht. Man unterhielt sich über gemeinsame Probleme und gab sich gegenseitig Tipps. Das anfängliche "Speeddating" gab die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Initiativen, wie "Ehe ohne Grenzen" oder dem Verein "FIBEL" zu vernetzen, was auch genutzt wurde. Die Veranstaltung erreichte die Betroffenen. Wie es sich für eine echte Hochzeit gehört, gab es auch Ringe für alle Anwesenden, einen Trauschein und selbstverständlich Trauzeugen.

Verschärfte Rechtslage
Im Jahr 2006 hat sich die Rechtslage für binationale Paare massiv verschlechtert. Menschen aus Drittstaaten, die Österreicher heiraten, haben seither keinen Rechtsanspruch auf einen Aufenthaltstitel mehr. Das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz 2005 führte eine Vielzahl an Voraussetzungen ein, die binationale Paare erfüllen müssen. Das Aufenthaltsrecht kann nun zum Beispiel wegen eines zu geringen Einkommens des österreichischen Ehepartners verweigert werden. Diese gesetzlichen Hürden betreffen in Österreich viele Menschen. Immerhin waren im Jahr 2011 18,9 Prozent aller Hochzeiten binationale Eheschließungen, in Summe sind das 6.872. Bei zwei Drittel kam ein Ehepartner aus einem Drittstaat, hatte also, im Gegensatz zu einem EU-Bürger, erschwerten Zugang zu einem Aufenthaltstitel.